Street

„Doch beim Gaffen in den Gassen sollen wir die Augen brauchen und uns dort nicht treten lassen auf die armen Hühneraugen, die uns ganz besonders plagen, wenn wir enge Stiefel tragen.“ (H. Heine)
Ein Foto ist gefrorene Vergangenheit, der Blick durch ein Fenster zurück auf eine unwiderbringliche Situation. Überall um uns herum leben Menschen, die wir nicht kennen, die wir nur kurz wahrnehemen (wenn überhaupt) und schon wieder vergessen haben.
Begünstigt durch das Super-Tele (1200mm) einer Bridgekamera entdeckte ich den Reiz, Menschen aufzunehmen, die ich nicht kannte. Es geht nicht um die einzelne Privatperson, es geht um anonyme Figuren in einer allgemein menschlichen Situation, die über den Moment hinaus weist, Ereignisse, die so oder ähnlich täglich stattfinden und doch bei genauer Betrachtung das Besondere in sich haben. Ein Blick, ein Lächeln, eine Zornesfalte, das Mienenspiel der Menschen existiert in unendlich vielen Facetten, ist abhängig vom inneren Zustand und von der Umgebung des Individuums. Die Abbildung als monochromes Foto unterstreicht die Wirkung, bewirkt durch minimalistische Motivabstraktion die Intensivierung der Bildaussage.

Mit der Zeit veränderten sich die Rahmenbedingungen. Zu den bevorzugten Straßenkameras gehören nach einer längeren Periode der Filmfotografie die Fujis mit ihren unnachahmlichen Filmemulationen.

Das Jahr 2020 wird für die meisten Zeitgenossen ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben bleiben, egal, auf welcher Seite sie sich positionierten. Zugleich ergaben sich eine Vielzahl ungeahnter Motive, die unseren Nachkommen möglicherweise manches Rätsel aufgeben werden. „Wir konntet Ihr so etwas machen?“