Im philosophischen Sinne ist Abstraktheit das Ergebnis eines denkerischen Abstraktionsprozesses für das Allgemeine. In der Fotografie erscheint es umgekehrt. Je näher man dem Einzelnen kommt, je weiter man sich vom Allgemeinen fort bewegt, desto abstrakter erscheint uns die Welt, die uns umgibt. Alltägliche Dinge, an denen man achtlos vorüber geht, werden zu einer bizarren Formenvielfalt. Das einzelne Bild läßt kaum den Rückschluss auf den eigentlich bekannten Gegenstand zu.
Wer einnert sich nicht an erste Erfahrungen mit einem Mikroskop in der Schulzeit? Wer schon einmal ein einzelnes Haar unter dem Okular hatte, weiß, dass die Welt um uns herum nicht so ist, wie wir sie wahrnehmen. Aber auch verändertes Licht, verengter oder erweiterter Bildausschnitt, erzielen den Effekt der Abstraktion. Wesentliches wird hervor gekehrt, Unwesentliches verschwindet.
Die Erkenntnis ist nicht neu, spannend nur, sie durch eigenes Operieren zu erfahren.
Ich erwischte mich dabei, dass ich die Welt nur noch wie durch den Sucher, durch ein drittes Auge betrachtete, überall das Unfassbare, das Unbekannte vermutend.
Manches habe ich in schwarz/weiß dargestellt. Die Wirkung ist bemerkenswert, das Weglassen der Farbe ein weiteres Abstrahieren.