Ex Libris

Sehen und fotografieren – Manfred Bauer
„Alles ist ‚international‘ und man ist sogar stolz darauf. Genauso verhält es sich mit der Kleidung – der ‚internationalen Mode‘. Es bedeutet, dass man die gleichen Schuhe, Anzüge oder Handtaschen in Frankfurt, Paris, London und Hongkong kaufen kann. Dabei steht nicht einmal fest, woher die Sachen in Wirklichkeit stammen! Die Geschichte vom Seemann,der nicht weiß, was er seiner Braut von Übersee mitbringen soll, weil es alles auch zu Hause im Kaufhaus gibt, trifft immer häufiger zu“, erkannte Manfred Bauer weise in seinem Buch, dass den Untertitel „Motive richtig gestaltet“ trägt.

Bemerkenswert, dass er zu der Erkenntnis bereits vor 60 Jahren kam. Nur zu vertraut klingen diese Sätze im Zeitalter ostasiatischer Massenproduktion. Er resümiert weiter, dass sich die gleiche Schwierigkeit einstelle, wenn wir mit unserer Kamera das wirklich Fremdartige eines anderen Landes einfangen wollten. Diesen und andere Zusammenhänge bzw. Widersprüche zwischen Foto-Intentionen und der uns umgebenden Realität deutet Bauer immer wieder an, wenngleich es nicht Hauptgegenstand seines Buches ist. Nach einer kurzen Abhandlung technischer Erfordernisse widmet sich der Autor im Mittelteil den verschiedenen Genres der Fotografie, ohne dabei Vollständigkeit erreichen zu wollen. Angenehm die Nähe seiner Ausführungen zum interessierten Amateur. Ergebnisorientiert bespricht Bauer Probleme, mit denen sich der durchschnittliche Knipser, im Urlaub, bei Familienzusammenkünften oder einfach im Alltag herumschlagen muss. Die vielen Beispielbilder serviert uns der Fotograf Bauer gleich mit eigener Interpretation u. Auslegung und meint es nach meinem Dafürhalten etwas zu gut mit dem Rezipienten. Weniger wäre mehr gewesen, zumal manche Abbildung mit heutigem Abstand betrachtet ein bisschen zu gewollt herüber kommt.
Im dritten Teil kümmert sich der Verfasser um Grundlegen der Dunkelkammerpraxis, ein Thema, dass gegenwärtig nur noch wenige interessieren dürfte.
Dennoch ein Tipp und schön zu lesen im Vergleich zum vorfabrizierten Plastikdeutsch („So kriegen Sie die Blende in den Griff!“) aktueller Hochglanz-Journale.


Geschichte der Dresdner Fotoindustrie – Herbert Blumtritt
Herbert Blumtritt, Jg.1937, ist eigentlich gelernter Ingenieur für Flugzeugbau. Eine berufliche Laufbahn auf dem Gebiet war ihm nicht vergönnt, da die DDR 1961 nach Fertigstellung ihres einzigen eigenen Flugzeugs, der Baade 152, jegliche Aktivitäten in dem Industriezweig wegen mangelnder Effizienz einstellte. Als Dresdner war es für Blumtritt nicht schwer zum damaligen VEB Kamera- u. Kinowerke, später Pentacon, zu wechseln, wo er als Ingenieur-Ökonom bis zur Zerschlagung des Kombinats 1990 tätig war.

Auf 256 Seiten beschreibt er den Weg der vielen kleinen Dresdner Foto- u. Kamera-Manufakturen bis hin zum großen sozialistischen Konzern, sowie die Versuche der Nachfolger nach 1990, am Markt Fuß zu fassen, ein Ansinnen, das aufgrund fehlender staatlicher Unterstützung u. der Übermacht aus Fernost zum Scheitern verurteilt war. Der Autor wartet mit Zahlenmaterial zu Beschäftigten u. produzierten Stückzahlen auf, zeichnet Kurzbiografien wichtiger Protagonisten nach und stellt uns einige bedeutende Erfindungen vor. Abbildungen von Werbeprospekten u. zeitgenössische Archivbilder verfeinern die Aussage des Buches. Bei aller Sachlichkeit des Lesestoffes wird man das Gefühl nicht los, dass ein Trauerschleier über dem Text liegt. Letztlich ist der Untergang der sächsischen Kameraindustrie ja eine Tragödie deutscher Industriegeschichte.


Große Fotolehre – Andreas Feininger
Andreas Feiningers „Große Fotolehre“ ist Lektüre, die vom Leser verlangt, dass er sich Mühe gibt. Nahezu 470 Seiten Text, Text u. nochmals Text, dazu ein kleiner Bildteil in der Mitte zur Veranschaulichung einiger technischer Fragen. Das 30 Jahre alte Werk macht uns neben wichtigen grundlegenden Fototechniken vertraut mit der besonderen Sichtweise des Altmeisters, setzt sich mit ästhetischen und philosophischen Fragen auseinander. Die kreativen Aspekte, wie fotografisches Sehen, Bildkomposition, Gestaltung mit Licht, Raum und Tiefe sind Themen, die der weltberühmte Fotograf Feininger in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt. Einiges ist subjektiv gefärbt. Die ablehnende Haltung des Autors z.B. gegenüber Weitwinkelobjektiven wird der fortgeschrittene Knipser von heute belächeln – aus damaliger Sicht ist sie vielleicht nachvollziehbar. Das Buch ist ein Muss für jeden enthusiasmierten Amateur u. Semiprofi.


Neue Geschichte der Fotografie – Michel Frizot (Hrsg.)
Das wohl umfassendste Werk zur Geschichte. Auf über 750 Seiten werden alle Teilbereiche unseres Themas bis etwa 1990 ausgeleuchtet. Die aktuelle digitale Fotografie kommt also nicht vor. Erfreulich, dass der Einfluss technischer Neuentwicklungen ebenso behandelt wird, wie der Aspekt ästhetischer Einflüsse u. ökonomischer Rahmenbedingungen. Veranschaulicht wird das Ganze mit umfangreichem Bildmaterial auf weißem Glanzpapier. Dementsprechend schwergewichtig kommt der Wälzer daher und ist weniger geeignet als handliche Bettlektüre. Das Werk hat auch gebraucht seinen Preis. Für um die 30,-€ wird man mit etwas Glück fündig, eine Investition, die sich lohnt.


Richard Hummel – Spiegelreflexkameras aus Dreden – Geschichte-Technik-Fakten (Nr. 0756)
Es dürfte eines der wichtigsten Bücher zum Thema Dresdner Kamerageschichte sein. Und doch ist über den Autor kaum etwas bekannt. In Wikipedia findet sich kein Eintrag zur Person, wenngleich aus einigen seiner Schriften zitiert wird. Im Personenregister von G. Jehnlichs „Der VEB Pentacon Dresden“ erfahren wir, dass Hummel bei der Ihagee von 1961-64 Leiter der Entwicklung war, bevor er einen wichtigen Posten im Pentacon-Kombinat übernahm. Blumtritt erwähnt ihn als Angehörigen eines Kollektivs, zuständig für Mikrofilm, dass 1973 den Nationalpreis II. Klasse erhielt. Ein paar Seiten weiter zählt er ihn zu den „bedeutenden Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte der Dresdner Fotoindustrie“.

Auf einer seit Jahren nicht gepflegten Web-Seite www.praktica-collector.de findet sich eine Kurzbiografie ohne Quellenangabe. Sogar ein Konterfei Richard Hummels ist abgebildet. Demnach wurde der Autor 1921 geboren. Er arbeitete Ende der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit Karl Nüchterlein (Ihagee) zusammen, bevor er zu Zeiss Ikon ging. Nach dem Krieg arbeitete er erneut bei der Ihagee und landete nach deren Auflösung im Pentacon-Kombinat. Ab 1986 war Hummel Chef des technischen Museums in Dresden und 1991 Mitinitiator der Technischen Sammlungen in der Schandauer Straße in den Gebäuden, in denen einst die Praktica gefertigt wurde. Richard Hummel starb am 10. Januar 1998.

Seine „Spiegelreflexkameras“ schrieb er nach dem Zusammenbruch der DDR und der damit einhergehenden Liquidierung der Sächsischen Foto-Betriebe.
Und hier beginnt das nächste Geheimnis. Das Buch erschien 1994 in einer Auflage von 1000 Exemplaren in Leipzig, streng durchnummeriert. Eine Wiederauflage dieses wichtigen Standardwerkes, aus dem alle abschreiben, offen oder verdeckt, ist bis heute nicht in Sicht. Die Preise auf dem Gebrauchtmarkt bewegen sich in Bereichen, die für den durchschnittlichen Interessenten kaum zu bewältigen sind. Über 250,-€ wurden bereits ausgemacht. Das Manuskript selbst ist umfangreich, dabei mehr Kompendium und Nachschlagewerk, als Monographie.

Nach Ansicht etlicher Experten im Netz ist es an einigen Stellen stark mit Fehlern behaftet, da der Autor manches aus dem Kopf nieder geschrieben haben soll, anstatt sorgsam zu recherchieren. Dennoch gebührt Hummel alle Hochachtung. Er befasste sich mit dem Gegenstand in umfassender Weise, als sich für den alten Kram der DDR keiner mehr interessierte, und schuf so die Grundlagen für spätere Forschungen. Der Text ist in zwei Hauptteile und einen technischen Abschnitt gegliedert. Teil 1 befasst sich mit der Geschichte der Dresdner Kamera-Industrie vor dem Krieg, flankiert von Beispielen alter Apparate, Werbematerialien und Fotos. Teil 2 zeichnet die Entwicklung in der DDR nach. Im technischen Teil werden mit Vollständigkeitsanspruch sämtliche Spiegelreflexkameras der DDR, Prototypen und Exportvarianten aufgelistet, bebildert, klassifiziert und ihre technischen Spezifikationen genannt.


Franz Pangerl – Das Paktica-Buch
Es war beim besten Willen nichts raus zu kriegen über den Autor Franz Pangerl, nur dass er mehrfach zum Thema publizierte. Auch im Klappentext war nichts zur Person vermerkt. Was soll schon dabei herauskommen, wenn ein „Wessi“ über ostdeutsche Kameras schreibt, mag man meinen. Pangerl macht das gekonnt mit Sachverstand und scheut sich nicht, seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen: „Gäbe es eine Bestzeller-Liste für Spiegelreflexkameras – die Praktica aus Dresden gehörte auf einen der ersten Plätze.“ Nach einer kurzen historischen Einbettung stellt der Autor die Modelle der Nova-Serie vor, die ab 1964 in den Läden lag. Interessanterweise, das sei am Rande bemerkt, gab es die Nova 1B nicht in der Bundesrepublik zu kaufen. Fast schwingt ein bisschen Wehmut mit, mag man meinen, wen man den Hinweis des Autors liest.

Nach der Erläuterung des Praktika-Systems und der Vorstellung ihrer wichtigsten Modelle (Nova/Nova B, Nova I, Mat, Super TL u. Pentacon Super) und einigem an Zubehör gibt es für den Leser Erklärungen und Tips zur Bildentstehung, Bildgestaltung und Bildentwicklung. Viel monochromes Fotomaterial, das zur Veranschaulichung und Illustration des Textes dient, versetzt uns in eine Zeit, als die rasante Entwicklung der Fototechnik in eine neue Runde ging. Irgendwelcher politischer Andeutungen oder gar Statements enthält sich Pangerl vollkommen. Das Wort „DDR“ konnte ich in der Lektüre nicht entdecken


Egon Brauer – Foto Optik – Eine Warenkunde für den Fachverkäufer u. den Fotoamateur
„Eine genaue Kenntnis der Erzeugnisse eines Industriezweiges ist Voraussetzung für ihren fachgerechten und qualifizierten Verkauf“, schreibt Brauer als ersten Satz seines Vorwortes und begründet damit die Berechtigung seines Werkes. Welch eine Aussage in einer Zeit, in der Elektronikläden so groß sind, wie früher ein ganzes Warenhaus, wo der Wechsel der Produktlinien bei Kameras, Mobiltelefonen, Computern, Funk- u. Fernsehtechnik in einer Rasanz von statten geht, das der Normalverbraucher kaum mehr mitkommt. Halbjährlich erscheinen neue Generationen von Geräten auf dem Markt, so dass es heute spezialisierte Hochglanz-Fachjournale geben muss, um Händler u. Endkunden auf dem Laufenden zu halten.

Doch zurück zu unserem Buch. Nach einem tieferen Einblick in die physikalischen u. technischen Grundlagen der Materie beschäftigt sich der Autor mit den 1983 in der DDR erhältlichen Produkten rund ums Knipsen. Kamera-Modelle von der K16 über Beirette, Pentacon Six bis zur damals modernen Praktica B200, auch ein paar sowjetische Importe, werden in allen Einzelheiten beschrieben. Hinzu kommen Objektive – sehr schön die Linsenschnittbilder – allerlei Zubehör aus Fotoatelier u. Dunkelkammer, ferner Geräte der Projektion u. Kinematografie, sowie Ferngläser, Lupen uvm.
Dass einige der Anbieter antiquarischer Literatur bis zu 40,-€ für die Ausgabe verlangen, scheint mir etwas überzogen. Bei Medimops für’n Zehner geschossen, war ok. Empfehlenswert besonders für Technikfreaks!


Pentacon Six – Ursula Petsch
Die Grande Dame der DDR-deutschen Kameratechnik hatte es Ursula Petsch angetan, so dass sie nicht umhin kam, ihr ein eigenes Buch zu widmen, das 1986 erschien. Da war die Mittelformatkamera, geht man von der Urform, der Praktisix, aus, schon 30 Jahre auf dem Markt. Die „Six“, von 1969 bis 1990 unverändert gebaut, wurde schon damals zur Legende. Sie war teuer, schwer zu kriegen u. galt als Basismodell einer professionellen Ausrüstung.
Die Autorin verzichtet auf weitschweifige technische Erläuterungen, man erhält also keine erweiterte Bedienungsanleitung, die auf 210 Seiten aufgeblasen wurde. Vielmehr gibt Petsch praktische Tips zum Gebrauch der Kamera, legt das Augenmerk im zweiten Teil des Buches auf Fragen der Bildgestaltung und gibt uns einen Überblick im Umgang mit den Sparten ihrer Kunst, von der Portraitfotografie bis zur Material- u. Sachaufnahme.

Ihre Auslassungen sind reich bebildert, teils mit Aufnahmen, die sich – für meinen Geschmack – in Anbetracht der Zeitumstände durch herausragende Qualität auszeichnen. Dass der Besitz dieses Bändchens für Six-Fans unumgänglich ist, machen sich gewerbliche Anbieter zu Nutze und rufen Preise bis zu 40,-€ auf. Mit Hartnäckigkeit gelangte der Knipser für unter Zehn Euro an die anregende Lektüre.


Uwe Scheid – Photographica sammeln – Kameras – Photographien – Ausrüstungen
Vorliegende Ausgabe von 1977 entstand in der Zeit, aus der heute unterdessen, in der ersten Hälfte des 21. Jhd‘s, für uns sammlungswürdige Photographica stammen. Was damals brandaktuell war, ist heute bereits Fotografiegeschichte. Der Autor merkt an, dass diese Freizeitbeschäftigung erst seit kurzer Zeit in Erscheinung trat, ja mehr noch, dass sie bis 1970 nahezu unbekannt war u. nur Auktionshäuser der allerersten Adressen in London u. New York sich mit dem Verkauf von Photographica beschäftigten. Nach einem kurzen historischen Abriss versucht Scheid, System in die Angelegenheit zu bringen. Er unterscheidet zwischen den Kategorien:

  • Das photographische Bild.
  • Der photographische Apparat.
  • Historische Betrachtungs- u. Projektionsgeräte sowie
  • Sonstige Sammelobjekte – Fotobücher, Briefmarken, allerlei Nippes u. Unbrauchbares, das in irgendeinem Zusammenhang zu unserem Sujet steht.

Der Autor stellt dabei gezwungener Maßen viele Werkzeuge der Bildherstellung aus der Vergangenheit vor. Der Leser darf sich freuen, mit Fotoapparaten vertraut gemacht zu werden, die so gar nicht zu unserer heutigen Vorstellung von einer Kamera passen. Holzkisten mit einfachsten Objektiven dienten in der Epoche vor der Erfindung des Filmmaterials bis 1889 zur Erzeugung von Photographien aller Art.
Im letzten Teil des reich bebilderten Manuskripts beschäftigt sich der Autor mit der Problematik der Informationsbeschaffung, der Klassifizierung des Erhaltungszustandes, Ermittlung des Marktwertes, Sammlungen als Kapitalanlage, Katalogisierung u. mehr. Besonders der Abschnitt über Informationsquellen lässt die Nostalgiker unter uns wehmütig zurück denken an eine Zeit ohne Internet, E-Bay u. Wikipedia.


André Wilkens – Analog ist das neue Bio
Auch wenn der Band nichts mit Fotografie zu tun hat, sei er doch an dieser Stelle kurz besprochen. Der Politikwissenschaftler Wilkens, der viele Jahre im Ausland verbracht hat und Teil des digitalen Booms der 90er Jahre war, kehrte mit über 50 nach Berlin zurück, kolumnierte hie und da und legte uns mit seinem Büchlein nahe, unsere digitale Welt mit wachen Augen zu beobachten.
Er ist weit weg von einer Verteufelung der aktuellen Entwicklung, verweist jedoch auf deren Gefahren, die einem spätestens dann ins Bewußtsein drängen, wenn wir im Straßengetümmel der Großstadt junge RadlerInnen, ohne den Verkehr der Rushour eines Blickes zu würdigen, freihändig fahrend auf ihrem Smartphone herum wischen sehen.

Der Autor beansprucht sicher nicht, mit philosophischer Tiefe allgemeingültige Erklärungen zu geben. Vielmehr zeigt er Risiken, entwirft Zukunftsszenarien und gibt uns einen unterhaltsamen Leitfaden, uns in der digitalen Welt zurecht zu finden. Und er fordert uns auf zur Rückbesinnung. „Nicht alles muss digital gemacht werden. Die totale digitale Welt ist keine menschliche. Es gibt Alternativen.“ An der Stelle schlage ich den Bogen zur traditionellen Fotografie, gegen die digitale Bilderflut der Gegenwart (und Zukunft). Analoge Alternativen müssten erhalten ja sogar subventioniert werden, so Wilkens. „Was heute alternativ ist, kann morgen schon Mainstream sein (…) Alternativen zu erhalten, bedeutet Freiheit zu sichern.“


Werner Wurst – Exakta – Kleinbildfotografie
Werner Wurst machte sich als Autor einiger wichtiger Fotobücher einen Namen. Neben dem „Fotobuch für alle“ und der „Pentischule“ ist es das „Exakta“-Buch, das ihn bis heute im Gedächtnis vieler Fotofreunde bleiben ließ. Mit dem Wiederaufkommen der traditionellen Filmfotografie dürfte auch mancher jüngere Interessent auf seine Werke stoßen, werden sie doch ungebrochen im Internet von angemessenen bis überteuert angeboten.
Das Manuskript ist eine Fotoschule, wie es sie für eine ganze Reihe von Apparaten, Praktica, Pentacon Six u.a., gibt. Nach einer historischen Einführung und der Beschreibung der Besonderheiten der Exakta geht es darum, wie man zu ordentlichen Fotos kommt. Reizvoll an der Lektüre ist heute, dass der Leser erfährt, mit welchen Problemen sich der Fotoenthusiast im Jahre 1964 herumschlagen musste.

Da werden Filmmaterialien empfohlen, der Umgang mit Filtern beschrieben oder die seinerzeit verschieden Blitzarten analysiert. Erheiternd aus heutiger Sicht ist die Anleitung zum Gebrauch von sogenanntem Blitzpulver, einer Methode, die man heuer allenfalls aus alten Filmen kennt.
Neben ganz nüchternen Passagen pflegt Wurst an mancher Stelle einen leicht didaktischen Stil, der den Leser zum Schmunzeln anregt: „Der Selbstauslöser der Exakta Varex wird von vielen Lichtbildnern zu wenig verwendet, und sie vergessen, dass er eine sehr ernst zu nehmende bildgestaltende und auch eine technische Funktion hat….. beim Schaffen von unvergänglichen Erinnerungswerten. Und dazu gehört es eben auch, dass in einer nett angeordneten Personengruppe der Lichtbildner selbst mit erscheinen kann.“ Irgendwie müssen 400 Seiten ja gefüllt werden.


Fotobuch für alle – Werner Wurst
Das Standardwerk für den fotointeressierten DDR-Bürger. Der Dresdner Fotograf, Werbefachmann u. Autor Werner Wurst (1912-1986) schrieb Bücher, Zeitschriftenartikel, Werbetexte. Nach seiner Lehre bei der Ihagee studierte er an der Dresdner Photohandelsschule u. wurde später Marketingexperte in seinem Lehrbetrieb. Nach dem Krieg freiberuflich tätig, veröffentlichte er 1958 das „Fotobuch für alle“, das in den Folgejahren immer wieder aufgelegt wurde. Hier vorliegend die 13. verbesserte Auflage v. 1985. ‚Was soll uns so ein alter Schinken bringen?‘, wird mancher fragen. Nicht nur, dass man viele Erkenntnisse rund um das Thema vom ‚Urschleim‘ mitbekommt, finden sich sehr schöne Beispielfotos, überwiegend aus dem DDR-Alltag.

Fakten über Filmmaterial, Filter, Belichtung, Tips zur Auswahl der Kamera, darüber hinaus didaktische Anregungen zur Bildgestaltung lassen den Leser einmal mehr schmunzeln über das liebevolle Engagement, das uns Wurst mit seinem Werk zu Füßen legt.