Portrait

Die Portraitfotografie gehört zu den ersten Genres, die das neue Medium nach seiner Veröffentlichung durch Louis Daguerre 1839 hervorbrachte. Anfangs wurden die Motive ähnlich der Portraitmalerei gestaltet, denn zunächst verstand man die Fotografie als Nachfolgeform der bildenden Künste, Gattung Malerei und Grafik. In den folgenden 30 Jahren entstanden Portraits fast ausschließlich in Fotoateliers, da die Technik schwer und unhandlich war und das wenig empfindliche Aufnahmemedium längeres Verharren vor der Linse erforderte. Mit der Erfindung des Films 1889 wurden die Kameras kleiner, die Belichtungszeiten kürzer. Elektrisches Kunstlicht und deutlich leistungsfähigere Objektive zu Beginn des 20. Jahrhunderts gaben dem Lichtbildner mehr Gestaltungsspielraum.
Das Genre entwickelte sich und splittete sich hernach in diverse Unterarten auf. So finden sich Portraits heute in der Modebranche, in Reportagen, als Fahndungsfoto, Passbild, nicht zuletzt als künstlerisches Portrait und vieles mehr. Die Möglichkeiten der Darstellung sind so vielgestaltig, wie der Mensch selbst, ob in Farbe oder monochrom, ganzfigurig, als Halbfigur, Brustbild, Kopfstück, Paar- oder Gruppenbild.
Was unterscheidet das Portait im engeren Sinne von Abbildungen bspw. der Event- oder der Street-Fotografie? Der Portraitierte ist bewusst am Entstehungsprozess seines Abbildes beteiligt. Er (sie) weiß, ja will es sogar, dass er (sie) diesem Augenblick fotografiert wird und verhält sich naturgemäß anders, als wäre er (sie) unbeobachtet.
Hier beginnt die Aufgabe des Fotografen, das Motiv dahin zu lenken, dass es etwas ausdrückt, was er hinter der Kamera sehen und im Ergebnis auf dem fertigen Bild abbilden will. Dass kann das Streben nach dem Natürlichen, Charakteristischen und Typisches des Individuums sein, oder eben genau das Gegenteil davon.