Dicke Brummer für’s Vollformat

Wechsel von EF zu RF – das Canon RF 70-200 F/2,8

Man muss schon ordentlich einen an der Klatsche haben, sich ein Objektiv hinzulegen, das teurer ist als der letzte Gebrauchtwagen, ein Wägelchen, dass den Knipser immerhin seit fünf Jahren zuverlässig durch die Lande, ja sogar bis nach Italien fuhr und immer noch fährt.

Die unlängst erworbene Canon EOS RP lässt zwar via Adapter den Gebrauch der liebgewonnen EF-Linsen zu, aber insbesondere beim Sigma 70-200 F/2,8 bekommt man es unweigerlich mit einem kopflastigen Monstrum zu tun, denn der Adapterring verlängert das ohnehin beachtliche Rohr von 21cm um weitere 2,5cm. Bis heute (Nov. 2023) sperrt sich Canon den Drittanbietern, so dass halbwegs bezahlbare Generika dieser für die Eventfotografie unverzichtbaren Brennweiten-Blenden-Kombination mit RF-Bajonett bis dato nicht zu bekommen sind. Canon bietet gleich zwei Zoom-Objektive 70-200mm an, einmal mit Offenblende 4 und einmal 2,8. Preisunterschied über tausend Euro.

Sigma 70-200/2,8 EF-Mount

Canon RF 70-200/2,8

Sigma vs. Canon RF 70-200/2,8

Beide Objektive werden in den einschlägigen Tests und durch diverse Youtuber über alle Maßen gefeiert. Insbesondere die Kompaktheit der Canongläser punktet in den Bewertungen. Gelobt wird so ziemlich alles, die Schärfe, das Bokee, die Handhabung. Einzig die Plattform Digitalkamera.de kritisierte den schwachbrüstigen Bildstabilisator, ein Manko, dass wohl alle anderen übersehen hatten. Das passiert, wenn man solch eine Linse mit einer Oberklasse-Kamera testet, die selbst schon einen Bildstabi an Bord hat. Die EOS RP hat ihn nicht. Und in der Tat ist der Stabilisator weit entfernt von jenen mancher Billigheimer-Scherben aus dem Hause Tamron, die das Motiv im Sucher förmlich festnageln. Zwar lässt sich mit dem Canon RF noch bei einer 30stel Sekunde genug Schärfe erreichen, aber irgendwie erwartet man von einem Objektiv, das auf der Straße für etwa 2800 Euro den Besitzer wechseln soll, etwas anderes. Nun, bei Konzerten und Events geht es nie länger als eine 80stel, schon wegen der Bewegungsunschärfe. Man darf also gespannt sein, wie es sich in der Praxis bewährt. Ein erster Kurztest bescherte dem Knipser immerhin zufriedenstellende Ergebnisse.