Nach Jahren des Hantierens mit alten Fotoapparaten, die fälschlich als analog bezeichnet werden, gelüstete es den Knipser wieder mehr nach der digitalen Welt. Nachdem sich der Passus in der europäischen Datenschutzgrundverordnung, wonach das Knipsen in der Öffentlichkeit einer Zustimmung des Geknipsten bedarf, und zwar, bevor der Auslöser betätigt wird, in der Praxis als harmloses Windei zeigte, war das Agieren auf der Straße nach wie vor ohne Einschränkungen möglich. Zwar ist es immer noch ein Unterschied, ob man mit einem Boliden á la EOS 5D MKII nebst passendem Objektiv umgeht oder diskret mit einem leistungsstarken Smartphone die Zeitgenossen auf den Sensor bannt. Dennoch kümmert es nur wenige, wenn man in der Gegend rumknipst. Es ist der schnelle Schuss, die hundertprozentige Treffgenauigkeit und das Verlassenkönnen auf den internen Bordkomputer einer Digitalen, die den einzigartigen Moment festhalten. Hinzu kommen leitungsstarke Teleobjektive, die das unbemerkte Fotografieren aus dem Hintergrund stark vereinfachen. Das Foto zum rechten Augenblick ist das Fenster in die Vergangenheit.
Was wäre ein Sammler von alten Kameras, wenn er sich mit nur einer Digitalen zufrieden stellte. Job-bedingt knipst der Knipser seit Jahren mit einer EOS 550D, der ersten DSLR von Canon mit einem 18MP-Sensor. Die Dinger sind inzwischen preiswert zu kriegen, seit es sogenannte spiegellose Systemkameras zu Ruhm und Ehre gebracht haben. Ähnlich verhält es sich mit den etwas älteren Vollformatklopsen. Mit etwas Glück bekommt man eine 5D MkII für 350,-€, für die man vor ein paar Jahren einen Tausender auf den Tisch legen durfte. Selbst die MKIV wurde schon für deutlich unter 1500,-€ gesehen – Einführungspreis 2016: 4065,-€. Man sollte auf eine Shuttercount-Angabe achten. Viele dieser Apparate waren im Profi-Einsatz und haben mehr als 100.000 Schüsse auf dem Tacho. Mir ging es unlängst mit einer 5D MKII so. Sie gab bei 114.000 Auslösungen den Geist auf. Wirtschaftlicher Totalschaden. Ersatzweise verrichtete seither eine 6D ihren Dienst. Doch die zweite Generation der 5D, erschienen 2010, ist noch immer eine leistungsstarke Kamera. Einem attraktiven Angebot eines Händlers (12 Monate Gewährleistung) konnte ich nicht wiederstehen.