Die AE-1 vom April 1976 markiert den Durchbruch des Herstellers, der bisher hinter Nikon, Pentax und Minolta hinterherhinkte, zur Weltspitze. Es war die weltweit erste prozessorgesteuerte Kamera, die den Niedergang vollmechanischer Apparate einleitete. Die Vorbehalte, die viele Fotografen hatten, weil die AE-1 ohne Batterie nicht funktionieren würde, ignorierten die Japaner und behielten Recht mit ihrem Konzept.
Technisch steuert ein Mikroprozessor die Blendenöffnung in Abhängigkeit zur manuell gewählten Belichtungszeit. Der Schritt zum Vollautomaten war nur noch ein kleiner und fand seine Umsetzung zwei Jahre später in der überaus beliebten A-1, die professionellen Ansprüchen durchaus gerecht wurde.
Bereits 1971 hatte Canon das FD-Objektivbajonett vorgestellt. Es besaß Übertragungselemente, die Offenblendmessung und Belichtungsautomatik überhaupt erst ermöglichten. Anders als Pentax oder Nikon hielt der Konkurent aus Tokio nicht an einer einzigen Konstruktion fest. Auch der FD-Anschluss lebte nicht ewig und wurde 1987 vom EF-Bajonett (EOS-650) abgelöst.
Benutzt der Anwender die damals als hochwertig geltenden Canon-Objektive, so ist das Ergebnis bei allen Kameras der A-Serie ähnlich gut, wie der Knipser erfreut feststellen durfte. Die AE-1 fühlt sich auch heute noch gut an und darf als Meilenstein der Kamerageschichte gesehen werden.
Im Dezember 1976, so kann man der Canon-Museum-Seite entnehmen, erschien die AT-1, die auf den Einsteigermarkt zielte. Da die Objektive die gleichen waren, wie bei der AE-1, dürfte es dem versierten Fotofreund nicht schwer gefallen sein, in etwa gleich gute Bilder zu schießen. Äußerlich ist sie kaum von der AE-1 zu unterscheiden. Allerdings fehlte der AT-1 die Blendenautomatik. Eine CdS-Zelle misst im Inneren das Licht. Ähnlich wie bei der FTb müssen mittels Blendeneinstellung und Verschlusszeit zwei Zeiger im Sucher zur Deckung gebracht werden.
Für die Betriebsspannung befindet sich unter der Rückspulkurbel ein Schalter. Steht der auf on, wird automatisch gemessen, ohne dass der Auslöser halb gedrückt werden muss. Und genau das ist problematisch. Da es seinerzeit keine Abschaltautomatik gab, so wie heute allgemeiner Standard, entlud sich die Batterie, wenn man vergessen hatte, die Kamera auszuschalten, ein Nachteil, den die FTb schon hatte. Da der Apparat nicht lange gebaut wurde, die Produktion wurde noch vor der AE-1 eingestellt, findet man ihn seltener. Auf den Preis hat das freilich keinen Einfluss. Von astronomischen Mondpreisen, dreistellig, bis gerade knapp über 20€ ist alles möglich.
Als die Canon A-1 vor über 40 Jahren auf den Markt kam, war sie unbestritten eine der besten Kleinbildkameras ihrer Klasse. Sie galt als semi-professionell und wurde von 1978 bis 1985 gefertigt.
Was heute bei Objektiven als „lichtstark“ gilt, war seinerzeit Standard. Blende 1,8 beim 50mm Kit-Objektiv war normal. Der Zoom steckte in den Füßen. Was heute als „Vollformat“ apostrophiert wird u. preislich der ambitionierten und Profi-Liga unter den Fotografen vorbehalten bleibt, hieß damals „Kleinbild“ – gemeint ist eine Aufnahmefläche – Film od. Sensor – von 24x36mm, und war in mannigfaltiger Ausführung jedermann zugänglich.
Nach günstiger Beschaffungsgelegenheit einen Testfilm abgeknipst, Kaffeebrühe angerührt und siehe, es ist (trotz bescheidener Lichtverhältnisse) sehr brauchbar, was da aus der Entwicklerdose kommt. Hier: Schloss Liebenberg, oh Du mein Brandenburg.
1979 brachte Canon die AV-1 heraus, die als Einsteigermodell und preiswerte Ergänzung zur A-1 und AE-1 gedacht war. Der Anwender muss auf ein selbstständiges Einstellen der Verschlusszeit verzichten. Dafür, und das ist bemerkenswert, besitzt die Kamera eine Zeitautomatik. Durch Drehen am Blendenring des Objektivs verändert sich die Belichtungszeit, die der Prozessor via TTL-Messung an die Lichtverhältnisse anpasst. Bei einem ersten Test ergab sich, dass die Fotos zum großen Teil etwas überbelichtet waren, was in der nächsten Testreihe durch eine leichte Erhöhung des ASA-Wertes korrigiert werden konnte.
Die AV-1 ist leichter und etwas flacher als ihre großen Schwestern, sehr bequem zu handahaben und fühlt sich vergleichsweise komfortabel an. Dennoch begann bereits in jener Zeit die Methode, mehrere parallel laufende Modelle zu präsentieren, um auch die letzte Marktnische auszuloten, eine Unart, die heute flächendeckend im Konsumgüterbereich praktiziert wird. Jeder noch so unwichtige Artikel wird heuer in fünf Farben, in zehn Varianten bei jährlich wechselnden Modellreihen produziert, um Wachstum vorzutäuschen und die globale Überproduktionskrise zu kaschieren. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind die Resourcen unserer Erde.
Dass die Canon AE-1 Program eine gute Kamera ist, davon konnte sich der Knipser überzeugen, als er mehrfach an der Costa Calida, auf Mallorca u. nicht zuletzt im Brandenburgischen damit rumhantierte. War das Vertrauen in den Bordprozessor zunächst noch nicht gefestigt und somit dem manuellen Steuern der Belichtungswerte der Vorzug gegeben, verlasse ich mich nun meist voll auf die Programmautomatik. Die Ergebnisse sprechen für sich. Die Abbildungsleistungen der beiden Original-Objektive, 35-70mm und 70-200mm, können gefallen, aber auch ein 28mm Weitwinkel von Tokina, das im Gepäck gerade noch Platz fand, erzielte ansprechende Ergebnisse.
Die verchromte Kamera-Kappe darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um ein Plastikgehäuse handelt. Das Verfahren, bei dem der Kunststoff zunächst mit einer Kupferschicht überzogen wurde, um anschließend (matt-) verchromt werden zu können, wurde ausgerechnet von der DDR entwickelt, erstmalig 1969 bei der Praktica L-Reihe angewendet u. auf der Leipziger Messe vorgestellt, wo die Japaner gern gesehene Gäste waren.
Die AL-1 von 1982 war die letzte Kamera der A-Serie. Ebenso wie die AV-1 war das Modell ein Zeitautomat. Und ebenso wie jene musste man den Auslöser halb drücken, um die Belichtungsmessung zu aktivieren. Aber die AL-1 hatte noch eine weitere Neuerung. Es gab eine elektronische Entfernungsmessung. Zwei rote LED-Pfeile und ein grüner Punkt gaben Auskunft darüber, in welche Richtung man den Entfernungsring am Objektiv drehen musste. Diese technische Errungenschaft sollte gewürdigt werden, war sie doch ein wichtiger Wegbereiter für den ein paar Jahre später in Mode kommenden Autofokus.
Bis es allerdings bei Canon soweit war, hatten Minolta und Pentax erstmal die Nase vorn.
Die elektronische Fokussierhilfe benötigte mehr Strom, weshalb der Apparat mit herkömmlichen AAA-Batterien befeuert werden musste, die eine deutlich größere Kapazität als die 6V Fotobatterien besitzen. Heutzutage ist das kein Nachteil. Die Microzellen gibt es für kleines Geld bei jedem Discounter, während man für eine L544 das Internet oder einen Elektronik-Fachmarkt bemühen muss.