Canon F-Serie

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Als die Firma Canon 1933 in Tokio gegründet wurde, hatte die Geschichte der Fotografie schon einige Meilensteine hinter sich gelassen. Insbesondere deutsche Marken beherrschten das Geschehen, aber auch der amerikanische Hersteller Kodak mit seinen weltweiten Ablegern mischte ordentlich mit.
Die Leica hatte aktuell die Nase Form, Zeiss Ikon folgte mit der Contax auf dem Fuße. Die Ihagee schickte ihre erste Exakta ins Rennen, damals noch mit 127er Rollfilm.

Die erste Kwanon von 1934, der Leica II sehr ähnlich (Quelle: www.dpreview.com)

In Japan versuchte man sich derweil an Messucherkameras, die der Leica II zum Verwechseln ähnlich sahen (Foto).
Wie bei deutschen Herstellern auch bedingte der 2. Weltkrieg eine Unterbrechung. Japan hatte die Industrie mobilisiert, um kriegswichtige Dinge zu erzeugen. 1946 ging man dazu über, die ersten Fotoapparate für den heimischen Markt in Serie zu produzieren. Zehn Jahre später erblickte die Canonflex, die erste SLR der Marke, das Licht der Welt.
Parallel hatte sich ein zweiter Produzent positioniert, der bis heute der schärfste Konkurrent bleiben sollte: Nippon Kogaku, besser bekannt als Nikon. Mit der Nikon F gelang dem Mitbewerber 1959 ein großer Wurf. Es sollte Jahre dauern, bis Canon annähernd gleichziehen sollte.
Mit der F-1, einer Kamera, die auf den Profi-Sektor zielte, wurde ein erstes Achtungszeichen gesetzt. Mit der A-Serie, die konsequent auf elektronische Steuerungstechnik setzte, zog Canon gleich und gibt sich seit dem ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Nikon, so dass die Entscheidung, welche Marke heute der angehende Fotograf benutzen möchte, zur Glaubensfrage geworden ist

Reichlich spät für einen der heutigen Marktführer erblickte im März 1959 Canons erste Spiegelreflexkamera, die Canonflex, das Licht der Welt. Gut ein Jahr später legten die Japaner mit der Canonflex RP nach, die, leicht abgespeckt, etwas günstiger zu haben war. Wesentlichster Unterschied ist der feste Prismensucher, der beim ersten Modell abnehmbar war, seinerzeit ein Zeichen für einen professionllen Anspruch. Obendrein war die Auslösesperre wegglassen worden und der Selbstauslöser war nun ein simples Hebelchen. Canons ersten Spiegelreflexen war gemein, dass sie an der Frontseite unter dem Auslöser einen Slot für die Befestigung eines Selenbelichtungsmessers hatten, der mit dem Verschlusszeitenrad gekuppelt war.

Die Funktionalität ist etwas umständlich, wird die an sich gschmeidige Kamera so zum unhandlichen Monstrum mit einer gewissen Kopflastigkeit. Mit den Jahren wurden die Belis kleiner. Ab 1962 mit der Canonflex RM war die Selenzelle in das Gehäuse integriert. Mit der Vorstellung der Pentax Spotmatic 1960 war klar, dass diese Art der Lichtmessung bald Geschichte sein würde. Wie viele japanische Kameras arbeitet der Verschluss der Canonflex RP butterweich und auch das Objektiv ist zu ordentlichen Abbildungsleistungen in der Lage. Gewöhnungsbedürftig ist der Aufzugshebel an der Unterseite des Gehäuses, der in Gegenrichtung des Filmverlaufs aufgezogen werden muss.


1966 erschien die Canon FT QL, eine Kamera, die sich des 1964 auf den Markt gebrachten FL-Bajonettes bediente. Während ostdeutsche Automatikblenden mit einer Stempel-Stößel-Konstruktion funktionierten, wurde beim FL-System die dafür notwendige Hebelbewegung parallel zur Filmoberfläche umgesetzt. Das brachte Platzersparnis und die Möglichkeit, einen weiteren Schieber einzubauen, wie wir ihn später beim FD-Anschluss finden sollten.
Die FT ist ein ziemlicher Brocken. Satte 1019 Gramm bringt der Apparat inklusive Kit-Objektiv auf die Waage und ist damit weit entfert von von den zierlichen Außmaßen einer Pentax Spotmatic. Dennoch kann sich die Ausstattung für damalige Verhältnisse sehen lassen.

Allein die Schnellladevorrichtung für den Film, QL steht für „Quick Load“, macht das Einlegen zum Kinderspiel und greift auf spätere Vollautomaten der EOS-Serie vor. Die gesamte Ausführung lässt Liebe zum Detail erkennen und ist weit entfernt von der Massenfertigung aktueller Modelle. Viel Metall wurde verarbeitet. Lediglich der äußere Ring des Zeiteneinstellrades, Sucherfenster und Zierleisten sind aus Kunststoff. Der große Abblendhebel, der gleichzeitig für das Aufziehen des Vorlaufwerkes zuständig ist, erhielt sogar eine extra Belederung.
Ein wenig nachteilig empfand der Knipser den Umgang mit der Belichtungsmessung, die sich nur durch das Drehen des Rades auf die Blitzsynchronzeit abschalten lässt. Eine wirkliche Überraschung bei einem ersten Funktionstest war, wie weich und mit wie wenig Erschütterung der Mechanismus arbeitet, eine Eigenschaft, die für japanische Kameras programmatisch sein sollte.


1970 war es endlich soweit. Canon gelang mit der F-1 der internationale Durchbruch. Waren zuvor Kameras gebaut worden, die eher den gehobenen Amateurbereich bedienten, handelte es sich bei der F-1 um einen Apparat, der der Profiliga zuzuordnen ist. Mehr noch, für ein Jahr war das Modell die modernste Kamera der Welt, bis 1971 Nikon mit der F2 die Spitze zurück eroberte.
Fünf Jahre hatten die Ingenieure aus Tokio gebraucht, ehe sie das Ergebnis ihrer Arbeit der Weltöffentlichkeit vorstellen konnten. Ein neues Bajonett war entwickelt worden, das in der Lage war, mittels eines zusätzlichen Hebelchen die Blendenwerte an den Body zu übertagen.

Mit einem etwas später erhältlichen Servosucher EE mutierte die F1 sogar zum Blendenautomaten. Neben den für das „Profi“-Attribut unerlässlichen Features Motoranschluss, Wechselsucher, Langfilmmagazin sowie der obligatorischen, kürzesten Verschlusszeit von 1/2000s waren es insbesondere Canons hochwertige Objektive, hier 50mm 1,4er Lichtstärke, die beim Lichtbildner punkten konnten. Die F-1 ist kein Leichtgewicht. Allein der Body bringt ohne Objektiv 820g auf die Waage. Bei ihrem Erscheinen kostete die die Kamera, so wie hier abgebildet, 100.000 Yen, etwa 1600,-DM.


Ein Jahr nach dem Erscheinen der F1 wurde 1971 die FTb QL vorgestellt und erhielt ebenso wie die große Schwester aus dem Profilager das FD-Bajonett verpasst, das bei der kommenden A-Serie wesentlich zur Automatisierung des Fotografiervorganges beitragen sollte. Das Modell erinnert stark an einige Prakticas der L-Serie und entspricht hinsichtlich Ausstattung und Handling in vielen Punkten der MTL3. Ein CDS-Modul erlaubt TTL-Messung bei Arbeitsblende. Die Objektive waren seinerzeit sehr ordentlich und gestatten hochauflösende Aufnahmen von guter Qualität. Tatsächlich ist der Apparat noch kein technisches Wunderwerk. Ebenso groß und schwer wie die FT folgt er internationalen Trends


Im Juli 1973 erschien der Apparat mit einem Face-Lifting und wird seither unter der Bezeichnung Canon FTbN geführt. Der Hebel für den Selbstauslöser war verkleinert worden, der Form nach der F1 nachempfunden. Er bestand allerdings aus Kunststoff ebenso wie die Verlängerung des Auslösers. Eine wirkliche Verbesserung war, dass in der linken unteren Ecke des Suchers die Belichtungszeit eingespiegelt ist. Die Zahl ist sehr klein und bei dunklem Untergrund nicht zu erkennen. Der Knipser entdeckte sie erst, als er sich mit dem Material für die Webseite auseinander setzte.

Wikipedia beschreibt für die FTbN die Möglichkeit der Verwendung der CAT-Blitzautomatik (Canon Automatic Tuning), ein Verfahren, bei dem die Blende im Verhältnis zur Synchronisation automatisch ermittelt wird. Voraussetzung dafür ist ein Speesdlite 133D, ein Blitz, den man weder drehen noch neigen kann, sowie dafür ausgestatte Objektive. Heute begegnet man derlei technischem Fortschritt mit wenig Verständnis. Moderne DSLRs sind in der Lage, mit ISO-Werten zu arbeiten, die jenseit aller filmischen Möglichkeiten sind. Zur zusätzlichen Lichtgewinnung wird heute kaum noch geblitzt, sondern eher zur ästhetischen Ausgestaltung der Motive.


Die Canon EF war die erste Systemkamera des Herstellers, die über eine Belichtungsautomatik verfügte, bei der die eingestellte Belichtungszeit die Öffnung der Blende bestimmte. Konica hatte das Prinzip 1968 erstmalig mit der Autoreflex T vorgestellt. Als die EF im November 1973 auf den Markt kam, kostete sie 1200,-DM, ein Preis der damals Begüterten und professionell ambitionierten Käufern vorbehalten war. Sie besaß einen Titanlamellenverschluss, was ihr eine sagenhafte Blitzsynchronisation von 1/125s gestattete, eine Schnelligkeit, die den Einfluss externer Lichtquellen auf das Bildmaterial deutlich verringerte. Die nachfolgenden Apparate der A-Serie besaßen ausnahmslos den älteren Tuchschlitzverschluss.

Erst ab der T-Serie in den 80er Jahren kehrte Canon zum Metallverschluss zurück. Zur Erinnerung: Prakticas besaßen jene Konstruktion ab 1969 (L-Serie).
Die EF ist so groß wie die F-1 und ebenso schwer. Mit 50mm Objektiv wiegt sie 955g, mit diversen Teles ist sie noch schwerer. Aufgrund der geringen Stückzahl ist sie recht selten zu finden und wird meist zu teuer angeboten. Mein Modell kam für unter 30,-€ aus Polen und hat deutliche Gebrauchspuren, was bei dem durchscheinenden Messing seinen eigenen Reiz hat. Die Freude war entsprechend, als die volle Funktionsfähigkeit festgestellt werden konnte.