KI-Software unter der Lupe
Bildbearbeitungssoftware ist heuer für den ambitionierten Knipser unverzichtbar. Zwar werden Kameras und insbesondere Objektive immer besser, aber Physik lässt sich mit herkömmlichen Mitteln letztlich nicht austricksen. Inzwischen ist der Terminus KI – Künstliche Intelligenz – in aller Munde und Hersteller versprechen, damit Wunder vollbringen zu können. Einen ersten Eindruck von den Möglichkeiten in Bezug auf das Fotografieren bekommt der Knipser durch die Motiv- und Augenerkennung in den allerneusten Systemkameras.
Inzwischen machen sich auch Softwarehersteller daran, die neuen Technologien in ihre Produkte einzubeziehen. Adobe zeigte unlängst, wie die KI fehlende Bildränder, ja ganze Bildteile erstellen kann, unabhängig davon, wie es in der Wirklichkeit aussieht. Und das mit plausiblen Ergebnissen. Inzwischen lassen sich in Videos den gefilmten Personen mit ihrer Stimme völlig andere Worte in den Mund legen. Ein Segen für die Filmsynchronisation und zugleich die Chance für die Massenmedien, uns noch mehr Fälschungen und Lügen unterzujubeln.
Was dem einen seine Eule ist dem Lichtbildner seine Nachtigall. Trotz hochempfindlicher Sensoren, für die Bildrauschen bis zu einer bestimmten ISO-Zahl kein Thema mehr ist, stößt man bei ungünstigen Lichtverhältnissen immer noch an Grenzen. Ab ISO3600 rauscht es eben, insbesondere bei APS-C-Kameras.
Hier hilft ein Bearbeitungsprogramm weiter, dass man für 200 US-Dollar online erwerben kann. Topaz ist eine Software, die sowohl als Plugin, als auch stand alone Verwendung findet. Nach den herkömmlichen Bildbearbeitungsschritten lassen sich hiermit Bilder entrauschen und Unschärfen korrigieren. Und das macht das Programm in der Tat besser, als es die traditionellen Hebelchen in Lightroom oder Photoshop können. Die Software erkennt das Hauptmotiv und ist in der Lage, die Korrekturen selektiv anzuwenden. Natürlich ist Vorsicht geboten, denn auch hier ist weniger mehr und man hüte sich vor Übergebrauch, denn dann wird’s unnatürlich. Auch ist die Bearbeitung nicht für jeden Look sinnvoll. Die Anwendung bei monochromen Bildern, die ich mit der Fuji in einer dunklen Jazzkneipe geschossen hatte, erwies sich als unvorteilhaft, da gerade bei diesen Fotos ein leichtes Rauschen den archaischen Charme ausmachte.
Topaz agiert zuverlässig, jedoch selbst bei einem schnellen Rechner ziemlich langsam, ein Zeichen dafür, welch aufwändige Rechenleistung für die Anwendung nötig ist. Hat man die besten 7-10 Bilder einer Serie zum Speichern vorbereitet, kann man sich getrost erst mal einen Kaffee machen.
ISO5000 (Screenshots, Bildausschnitt etwas vergrößert):
vorher
nachher
Auch wenn ich das Tool durchaus nützlich finde, kann ich die überschäumende Begeisterung mancher Youtuber nicht teilen. Freilich ist uns der Weg in die Zukunft aufgezeigt und es bleibt abzuwarten, was in ein paar Jahren möglich sein wird.
Foto mit freundlicher Genehmigung Jenny Ann Wilson