Die Neue Normalität

Fujifilm X-H1 im Härtetest

Es ergab sich, dass sich ein Tag nach dem Eintreffen der X-H1 eine gute Gelegenheit bot, die „Neue“ unter Bedingungen zu testen, die naturgemäß fernab vom lichtbildnerischen Optimum liegen. Mäßige bis unzureichende Lichtverhältnisse, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und genervte Zuschauer sind der Rahmen, in dem der Knipser sich beim Eventknipsen bewegt.

Im Stadttheater Köpenick wurde „Die Neue Normalität“, ein politisches Musical von Professor Bärsten, gegeben. Ich verwendete die Kamera bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich mit dem 55-200mm Fujinon, dass weniger lichtstark sich immerhin durch Schnelligkeit und Schärfe auszeichnet. Die fehlende Lichtstärke kompensiert der Apparat glänzend. Eingestellt auf ISO-Automatik bis 3200 ist praktisch kein Rauschen zu bemerken. Die Verschlusszeit bewegte sich zwischen 1/80stel bis 1/125stel Sekunde, schnell genug, um allzu große Bewegungsunschärfen zu vermeiden. Die Blende blieb über die ganze Zeit auf den niedrigst möglichen Wert eingestellt.

Die Loblieder, die in den einschlägigen Testberichten gesungen werden, kann ich ohne Skrupel mitsingen. Die X-H1 liefert anstandslos. Die Ausbeute an verwertbarem Material ist hoch, die Bilder haben trotz RAW-Format die Fuji-typische Ausstrahlung behalten. Der mechanische Verschluss ist erfreulich leise und störte, anders als bei mancher EOS, die Zuschauer in keiner Weise. An den fehlenden Druckpunkt des Auslösers kann man, muss man sich gewöhnen. Hätte ich von dieser Besonderheit nicht in einem Erlebnisbericht eines Fotografen gelesen, ich hätte es für einen Defekt gehalten. Alle anderen Funktionen sind logisch aufgebaut und problemlos zu erreichen. Ein Verstellen der Parameter „aus Versehen“ passiert anders als bei den bisher benutzten Fujis kaum. Einzig bei den Tandem-Rädchen sollte man aufpassen, dass man den unteren Ring nicht unabsichtlich mitdreht.

Die Nachbearbeitung ist unproblematisch. Selbst durch Scheinwerferlicht sehr farbstichige Aufnahmen lassen sich über Lightroom gut korrigieren. Die physikalische Grenze ist hier sehr hoch gesetzt. Was wirklich gefällt, ist die Schärfe. Hier muss nicht oder kaum nachgebessert werden. Ein kleiner Minuspunkt ergab sich aus dem Cropfaktor. Der liegt bei Fuji bei 1,5. Bei Canon ist es 1,6. Bei 200mm Brennweite waren es bei manchen Aufnahmen genau die 20mm, die beim Motiv zur formatfüllenden Bildkomposition fehlten. Bei 24Mpx freilich kein Problem, bleibt doch genug Spielraum, im Nachhinein zu korrigieren. So ist dieser Umstand Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: Die X-H1 erhält Bestnoten in allen Bereichen.