Zeiss Ikon entwickelte sich vor dem Krieg zweifellos zu einem der wichtigsten Hersteller von Fototechnik in Deutschland überhaupt und hatte in vielen Bereichen eine Monopolstellung eingenommen, die es galt zu verteidigen. Der Konzern war 1926 unter der Federführung der Carl-Zeiss-Stiftung aus der Fusion der Ica AG, der Ernenann-Werke, der Goerz AG und der Contessa Nettel AG entstanden. Carl Zeiss Jena, damals schon fett im Objektiv-Geschäft, hielt Mehrheitsanteile und war gleich doppelt bevorteilt. Zum einen waren die Aktionäre Nutznießer der Dividendenausschüttung, zum anderen diktierte die Konzernleitung per Vertrag, welche Optiken verbaut werden durften. Am meisten Federn lassen musste die Goerz AG, die sich im ersten Weltkrieg zu sehr in der Rüstung engagiert hatte und der nach Kriegsende schlicht die Aufträge weggebrochen waren.
Freilich hieß es zunächst aufräumen. Umfasste die Zahl der Liefervarianten 1927 noch 1050 Modelle, gelang es bis 1938 die Anzahl bis auf 55 zu senken, die sich auf gerade noch 14 Grundmodelle verteilten (zuvor 100).
Ab 1932 begann in den Werken der Zeiss Ikon AG die Produktion der Contax, einer Messucherkamera, die als Gegengewicht zur Leica betrachtet werden darf. Auch an einer Spiegelreflexkamera bastelten die Konstrukteure, die unter dem Namen Syntax 1941 zum Patent angemeldet wurde.Die Ambitionen scheiterten letztlich am Festhalten des vertikal ablaufenden Rollschlitzverschlusses, da die Position des oberen Tuches die Verwendung eines Pentaprismas konterkarierte.Verursacher dieses Fehlverhaltens dürfte Heinz Küppenbender (1901-1980) gewesen sein, der den Verschluss konstruiert hatte und an der Vermarktung der Patente wesentlich beteiligt war. Als Vorstandsmitglied bei Carl-Zeiss hatte er genügend Macht und Einfluss. Eben dieser Küppenbender, im Kriege dekorierter Wehrwirtschaftsführer, der sich bei Kriegsende in den Westen absetzte und bereits am 13. April die Amerikaner im Stuttgarter Werk begrüßte, zeichnete maßgeblich für die verfehlte Modellpolitik von Zeiss Ikon West verantwortlich. Das Festhalten am Zentralverschluss, die Unterdrückung von Innovationen der inzwischen einverleibten Voigtländer Werke und die völlig am Markt vorbei konstruierte Contarex, nicht zuletzt das Unterschätzen der aufstrebenden japanischen Konkurenz sorgten schließlich für den Untergang der westdeutschen Kameraindustrie.
Die Zeiss Ikon Cocarette (Abbildung unten) kam eigentlich aus dem Hause Contessa-Nettel. Sie ist eine typische Laufbodenkamera für Rollfilm Anfang der 20er Jahre. Die Verwendung von Zelluloid als Trägermaterial war gegenüber der älteren Plattentechnologie ein deutlicher Fortschritt. Dennoch gingen derlei Photoapparaten mit dem Siegeszug des Kinefilms, ausgelöst durch Oscar Barnacks Leica, nach und nach die Luft aus. Die Bedienung war hakelig und umständlich und acht Bilder im Format 6×9 eine vergleichsweise schmale Ausbeute.
Mit der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 war ein großer Teil der Fertigungsstätten vollkommen zerstört worden. An eine Weiterführung der Produktion war nicht zu denken. Viele Angestellte und Leitungsmitglieder der verschiedenen Dresdener Kamerabetriebe bemühten sich um Schadensbegrenzung, sicherten Unterlagen, Material und Maschinen.
Mit Ende des Krieges bestand die Hoffnung, den Wiederaufbau zügig voran zu treiben, zumal die Komandostellen der SMAD Verordnungen zum Übergang zu einer „Friedensfertigung“ erlassen hatten. Offenbar war man sich auf sowjetischer Seite uneinig, was mit den Betrieben der Besiegten geschehen sollte, denn bereits im Juni 1945 begannen die Demontagen der verbliebenen Produktionsanlagen. Streckenweise gingen die Besatzer derart rabiat vor, dass es sich mehr um eine Zerstörung denn um eine geordnete Überführung für den Wiederaufbau im eigenen Land handelte. Andernorts ging es gesitteter vor sich. Für den Abtransport des Zeiss Ikon Göhle-Werkes hatte die Betriebsleitung 110 Mitarbeiter abgestellt, die die Arbeiten, ausgeführt von sowjetischen Zwangsarbeitern, überwachten. Diese standen kurz zuvor noch unter der Knute der Nazis und konnten kaum ihr Überleben sichern. Nun schufteten sie für ihre eigenen Landsleute, die die Kriegsgefangenen als Verräter ansahen. Das, was von der Contax-Produktion übrig war, gelangte in die Ukraine, wo man schon bald daran ging, unter der Bezeichnung Kiev die Contax II und III 1:1 nachzubauen.
Zeitgleich ging man in Oberkochen und Stuttgard daran, unter der Ägide der Amerikaner die Neugründungen von Carl Zeiss und Zeiss Ikon vorzunehmen. Verantwortlich zeichneten der bereits erwähnte Küppenbender, Aufsichtsrats-Vorsitzender Paul Henrichs und Carl Zeiss selbst.
Nach dem Siegeszug der Leica I pressierte es das Managment von Zeiss Ikon, endlich etwas Vergleichbares anbieten zu können. Überdies hatte der Konkurent aus Wetzlar zur Frühjahrsmesse 1932 in Leipzig eine verbesserte Leica II vorgestellt, die über einen gekuppelten Schnittbildentfernungsmesser verfügte.
Im gleichen Jahr gelang es, die erste Contax zur Marktreife zu bringen. Und natürlich verfügte die neue Superkamera über eine ganze Reihe Verbesserungen, die die Leica bei Lichte besehen alt aussehen ließen. Gemeinsam mit dem Konkurenten teilte sie die Möglichkeit der gekuppelten Enfernungsmessung.
Wirklich komfortabel gelöst war der Filmwechsel durch die abnehmbare Rückwand. Auch dass die Contax über ein Hemmwerk mit langen Belichtungszeiten verfügte, darf als Pluspunkt gewertet werden. Zugleich gelang es, über den vertikal ablaufenden Schlitzverschluss aus Metalllamellen, eine kürzeste Verschlusszeit von 1/1000s zu generieren. Noch gab es für Entfernungseinstellung und Bildgestaltung zwei getrennte Sucher, aber auch deren Fensterchen lagen dichter zusammen als bei der Leica.
Als Objektiv kam standardmäßig ein 3,5er 50mm Tessar von Carl Zeiss zum Einsatz, das in der Abbildungsleistung in etwa dem Leitzschen Elmar entsprochen haben dürfte. Die Contax war ebenso wie ihr Widerpeart als Systemkamera konzipiert. Für die Porträtbrennweite 85mm war am Sucher ein Schieber angebracht, der das Sucherbild entsprechend enengte. Für weitere Brennweiten brauchte es einen passenden Sucheraufsatz. Für die Entfernungseinstellung hatten sich die Konstrukteure um Küppenbender etwas ganz Besonderes ausgedacht. Mittels eines kleinen Rädchens vor dem Auslöser wurde über eine mechanische Verbindung der Objektivtubus bewegt, ein Konstrukt, das bis zur letzten Stuttgarter IIIa erhalten blieb und auch von den Ukrainern bei ihren Kievs übernommen wurde. Freilich ließ sich die Entfernung wie gewohnt direkt am Objektiv einstellen, das übrigens ebenso versenkbar wie das Elmar gestaltet war.
Was waren nun die offensichtlichen Nachteile der Contax, die nach Erscheinen der Contax II 1936 als „I“ deklariert und bis 1938 gefertigt wurde? Das Zeiss-Ikon-Produkt war schwerer und größer in der Art, dass es bei aller Kompaktheit für das Mitführen in der Hosen- oder Manteltasche schlechter geeignet war als die Leica. Das Konzept der vier Belichtungszeitengruppen ist zumindest aus heutiger Sicht einigermaßen umständlich. Man betrat seinerzeit Neuland und es gab kaum Standards, an denen man sich orientieren konnte. Angesichts der Ungetüme von Balgen- und Laufbodenkameras, mit denen sich der Fotoamateur herumschlagen musste, sind es in der Praxis keine wirklichen Mängel.
Vorliegendes Modell stammt laut Sereinnummer aus den Jahr 1934 und ist in einem für sein Alter außerordentlich guten Zustand. Alle Funktionen arbeiten tadellos, Gebrauchspuren halten sich in Grenzen.
1936 legte Zeiss Ikon nach und präsentierte zeitgleich die Contax II und III. Der Unterschied bestand darin, dass die Contax III einen Selenbelichtungsmesser montiert hatte, was aus ihr einen ziemlichen Koloss machte. Der Apparat bringt ohne Film 900g auf die Wage. Das Gehäuse war bei beiden Modellen größer, als bei der weiter erhältlichen nun offiziell Contax I bezeichneten Kamera. Tatsächlich gab es einige wesentliche Verbesserungen. Die Zeiteinstellung samt Aufzug war auf die Oberseite des Gehäuses gewandert. Die Verschlusszeit wurde nun mit einem einzigen Rad eingestellt. Eine getrennte Regelung zwischen Lang- und Kurzzeiten gab es nicht, wie es bspw. bei der Exakta bis in die 60er Jahre der Fall war.
Beide Modelle hatten einen Selbstauslöser bekommen, dessen Bauform sich weltweit durchsetzen sollte. Die Leica erhielt dergleichen serienmäßig erst Mitte der 50er Jahre. Und noch eine wesentliche Neuerunng muss erwähnt werden. Trotz Entfernungsmesser gab nur noch einen Sucher, ein Wechsel bei der Bildgestaltung war nicht mehr nötig. Die Contax hatte technisch auch mit der II und der III weiter die Nase vorn. Nur die Kine-Exakta, ab Ende 1936 im Verkauf, konnte ihr das Wasser reichen.
Unterdessen hatte sich die Vielfalt der Objektive vergrößert. Das bereits 1931 patentierte Sonnar, ein Lichtriese (Stärke 1,5) mit faszinierender Abbildungsleistung, war nunmehr für das Contax-Bajonett erhältlich. Beim vorliegenden Apparat von 1938 findet sich eine Version mit der Stärke 2,0, die wohl auch das gebräuchlichste Kit-Objektiv war.
Am 3. März 1948 fand auf der Haupversammlung in den Stuttgarter Contessa-Werken der Spaltungsprozess mit dem Beschluss der endgültigen Verlegung des Konzerns in den Westen sein unumkehrbares Ergebnis. Fortan sollte es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen VEB Zeiss Ikon Dresden und der westlichen Konzernleitung um Patente, Namensrechte und Modellausführungen geben. Der Kalte Krieg hatte bei Kriegsende längst begonnen und zeigte mit Einführung der D-Mark am 21. Juni 1948 und der Gründung der BRD gut ein Jahr später einen ersten, traurigen Höhepunkt.
1950 war die Produktion wieder angelaufen.
Nachdem aus der DDR in Sachen Messsucherkameras keine Gefahr mehr drohte, wurden überarbeitete Versionen der Contax II und III in Verkehr gebracht, die hinsichtlich der Leistungsfähigkeit den Vorkriegsmodellen in nichts nachstanden.
Die 1950 vorgestellte Contax IIa hatte einige Verbesserungen erhalten, von denen die geringeren Maße noch die Auffälligste sein dürfte. Der Verschluss wurde überarbeitet und bestand nun aus Aluminiumlamellen, statt solchen aus Messing. Die Veschlusszeit wurde auf 1s erweitert und ein „T“ war hinzugekommen. Die aus der Sicht des Knipsers wichtigste Neuerung war die Position des linken Sucherfensters, zuständig für das kleinere Bild des Entferungsmessers. Bei den Vorkriegsmodellen lag es fast am Rand des Gehäuses und es konnte leicht passieren, dass man es mit der rechten Hand verdeckte, während man an dem Rädchen für die Entfernungseinstellung drehte. Das war bei den Nachkriegsmodellen eindeutig besser gelöst.
Ein Jahr später erschien die Contax IIIa analog zum Vorgänger mit einem Selenbelichtungsmesser.
Anglo-Amerikanische Bomberstaffeln vernichteten am 13. Februar 1945 alle Unterlagen und Produktionsmittel. Die Pläne der 1941 entwickelten Syntax, die in Konkurenz zur Exakta und zur Praktiflex den Kampf um jenes Marktsegment aufnehmen sollte, waren unauffindbar und nicht zu rekonstruieren.
So ging man nach dem Krieg in Dresden daran, eine Spiegelreflexkamera mit dem Namen Contax völlig neu zu konzipieren. Das fiel umso leichter, da der bisherige Mastermind Küppenbender fortan in Stuttgard die Geschicke der westlichen Kameraentwicklung maßgeblich beeinflussen sollte.
Die Dresdner Ingenieure trennten sich vom Prinzip des vertikal ablaufenden Metallverschlusses und entschieden sich für horizontal ablaufende Verschlusstücher, die richtige Entscheidung, wie die Praxis bewies.
Die erste Contax S erblickte 1949 das Licht der Welt. Sie war die erste Spiegelreflexkamera mit einem fest installierten Pentaprisma, was im Sucher ein seitenrichtiges Bild generierte und die Handhabung wie bei einer Messsucherkamera gestattete. Erstmalig wurde ein 42mm Schraubgewinde als Objektivanschluss gewählt, der für Jahrzehnte für ungezählte Marken sowohl in Westdeutschland (Edixa), der Sowjetunion (Zenit) als auch in Japan (Bsp. Pentax Spotmatic, Mamiya MSX500/ 1000) zur Anwendung kam. Dresden hatte einmal mehr bewiesen, dass es immer noch in der Lage war, Meilensteine im Bereich des Fotoapparatebaus zu setzen.
Die Conax S besaß eine schnittige, kompakte Bauform, deren Eleganz und Modernität man sich nur schwer entziehen konnte. Wie bei allen Erstserien, Exakta, Leica, Praktiflex etc. ist es heute kaum möglich, eines der Urmodelle zu erwischen. Wenn mal eines auftaucht, ist es kaum zu bezahlen, von der Funktionalität nicht zu reden. Die Kamera wurde seinerzeit ein Erfolg. Insbesondere sowjetische Offiziere fanden an ihr großen Gefallen.
Um eine Vorstellung von der Contax S zu bekommen, reicht es, sich mit der nachfolgenden Contax D zu beschäftigen, die sich bis auf die Gravur äußerlich kaum vom Vorgänger unterscheidet.
Ab 1952 fand sich das Modell in den Geschäften. Die Kamera erhielt in den nächsten Jahren einige Modifikationen. Das gezeigte Modell ist vor 1956 gebaut worden, erkennbar an den kleineren Transporträdchen. Ab 1956 wurden jene vegrößert, was mehr Bedienkomfort versprach.
Ab 1956 gab es die Bauform als Contax F oder Pentacon F mit einer Bildfeldlinse im Sucher und der bereits bei der Praktica FX2 realisierten Blendeninnenauslösung.
In Analogie zur Contax II und III, die wie erwähnt im Westen weiter gebaut wurden, erhielt die Spiegelcontax eine Variante mit ungekuppeltem Selenbelichtungsmesser an die Seite, der man den Namen Contax/ Pentacon E verpasste.
Zeitgleich entstanden verschiedene Derivate mit unterschiedlicher Ausstattung, deren Merkmale an den Buchstaben in der Modellbezeichnung erkennbar waren.
Die Contax FB gab es ab 1956 zu erwerben. Sie wurde bis 1959 gebaut. Das B in der Gravur auf der Frontklappe steht für Belichtungsmesser. Ausgeliefert wurden die Apparate normal mit einem 50mm Tessar, das eine Springblende besaß.
Nach dem Auslösen musste der Blendenring aufgezogen werden, um den Federmechanismus zu spannen. Erwas später entwickelte Carl Zeiss Objektive mit Automatik, deren Mechanismus die Blende in Echtzeit getreu dem eingestellten Wert schloss und nach Auslösung wieder öffnete.
Das vorliegende Modell besitzt eigenartiger Weise keine Bildfeldlinse mit Messkeilen im Sucher. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung konnte der Anwender entscheiden zwischen einem Modell mit benannter Fokussierhilfe (FM) oder Belichtungsmesser (FB). Beide Merkmale wurden zusammen erst in der Pentacon FBM von 1958 untergebracht.
Die Pentacon (Contax) FBM, erzeugt ab 1958, ist die letzte Spiegelreflexkamera der Contax-Linie, die nach dem Verlust der Namensrechte 1952 an die Stuttgarter Zeiss Ikon AG eben in Pentacon umbenannt wurde u. so auch weiter international vermarktet werden konnte. Es soll sich hierbei um eine Zusammenziehung von „Pentaprisma“ u. „Contax“ handeln. Die FBM wurde ab 1958 gebaut und vereinigt alles, was die Spiegel-Contax seit 1945 an Nützlichem enthalten hatte: Tuchschlitzverschluss, Pentaprisma mit seitenrichtigem Bild, Bildfeldlinse mit Messkeilen, Vorlaufwerk, Blendeninnenauslösung, Blitzsynchronisation u. nicht zuletzt ein Selen-Belichtungsmesser, dessen Aufnahmefläche mittels einer Metallklappe geschützt wurde.
Was ihr fehlt, ist der damals längst erfundene Rückschwingspiegel. Schaut man sich die teils von Hand gefertigten Rädchen, Schräubchen u. Hebelchen an, wird man gewiss, was „Wertarbeit“ ist. Ja, auch die DDR war deutsch.
1958 starb die Contax-Linie langsam aus und fiel den Konzentrationsbestrebungen der Dresdner Kameraindustrie zum Opfer. Dieletzten Exemplare wurden 1962 gefertigt.
Zeiss IkonTenax I Nachkriegsmodell – Mitte der 30er Jahre hatte Zeiss Ikon mit der Entwicklung einer Kleinbildkamera im Hosentaschenformat begonnen. 1938 stellte der Konzern die erste Tenax Schnellschusskamera vor, die heute als Tenax II bezeichnet wird. Sie war mit Zentralverschluss, Messsucher und Schnellspanner ausgestattet und belichtete Negative im Format 24x24mm.
Ein Jahr später erschien die Tenax I, die einfacher gehalten und so für den schmalen Geldbeutel interessant war. Das Filmformat wurde übernommen. Die Kamera wurde auch nach Kriegsende weiter gebaut und erhielt nur wenige Modifizierungen.
Die Bedienung ist denkbar einfach. Bei gutem Licht sind ab Blende 6,3 aufwärts und ab 6m Entfernungseinstellung Aufnahmen zwischen 3-∞ scharf. Zum schnellen Fotografieren nimmt man die Kamera in beide Hände. Mit dem linken Zeigefinger wird der Verschluss gespannt und zugleich der Film transportiert. Mit dem anderen Zeigefinger wird ausgelöst. Geschickte Hände sollen es bis auf zwei Bilder pro Sekunde bringen. Zweifel an der Angabe sind allerdings berechtigt, denn der Filmaufzug ist recht schwergängig und nur mit einigem Kraftaufwand zu realisieren.
Ab 1952 wurde die Kamera unter dem Namen Taxona weiter geführt, da Zeiss Ikon (West) die Namensrechte für sich beanspruchte.
Das Modell erhielt einige Verbesserungen bzw. Modifikationen, von denen sich der ins Gehäuse integrierte Tunnelsucher als deutlicher Vorteil darstellt. Der Klappmechanismus vom Vorgänger erwies sich in der Praxis gerade wegen des kleineren Formats recht unpraktisch. Neben der besseren Avisierung des Motivs geriet das ganze Design schnittiger. Das Rückspulrad war flach in die Gehäusekappe integriert und der Spannhebel erhielt einen neuen Drücker.
Angesichts der moderneren Haptik mag man den Konstrukteuren die vermehrte Verwendung von Plastik verzeihen.
Wenngleich nur mit einem simplen Dreilinser, dem Novonar aus dem Hause Carl Zeiss Jena, bestückt, ist es recht erstaunlich, zu welchen Aufnahmen der Apparat in der Lage ist. Nur Gegenlicht u. helle Reflexionen mag so ein Objektiv nicht.
Ab der Mitte der 50er gab es eine Taxona mit 37,5mm Tessar. Genaueres war nicht rauszukriegen, zumal dieses Modell in zwei Versionen gebaut wurde. Vorliegender Apparat dürfte die spätere Variante sein, erkennbar an der über dem Auslösehebel befindlichen Vorrichtung für den Gebrauch eines Drahtauslösers, sowie an der Aluminiumfassung des Objektivs. Beim älteren Modell bestand diese aus Messing.
Problematisch war nach 1949 die Versorgung mit Zentralverschlüssen. Wurden zuvor gern Mechaniken der Firma Deckel aus München oder Gauthier aus Calmbach verbaut, kam es nun durch Sanktionen und Devisenmangel zu existentiellen Lieferengpässen.
Nach der Überarbeitung des Cludor aus dem Belca-Werk gingen die DDR-Ingenieure daran, eigene Verschlüsse zu entwickeln. In der Taxona kam der Tempor mit einer kürzesten Verschlusszeit von 1/300s zum Einsatz. Auf dem Gebiet wurde weiter geforscht, denn der wachsende Amateurbereich verlangte nach leistungsfähigeren Kameras. 1961 gelang gar die Entwicklung des Prestor Rapid, des seinerzeit mit 1/750s schnellsten Zentralverschlusses weltweit. Soviel zum Thema DDR-Misswirtschaft, die uns allabendlich auf den ÖR-Kanälen kolportiert wird. (Achtung! Meinung.)