„Normalobjektiv“ für Fujis

Viltrox 33mm/ f1,4 – Standardbrennweite für APS-C

Was ist ein „Normalobjektiv“? Ein Objektiv, dessen Brennweite in etwa der Diagonale des Aufnahmemediums, in digitaler Zeit des Sensors, entspricht. So heißt es. Rechnet man ausgehend von der euphemistisch als Vollformat bezeichneten Sensorgröße nach, die dem Kleinbildnegativ vordigitaler Zeit entspricht, kommen wir auf eine Kantenlänge von 43,27mm. Dergleichen Brennweiten, die sich diesem Wert nähern, gibt es eher selten. Canon stattet allerdings seine aktuellen Systemkameras mit einem Kit-Objektiv 18-45mm aus. Seit den frühen Tagen der Kleinbildfotografie hatten sich, bedingt durch das Elmar an der Leica, 50mm als Standard durchgesetzt. Immer mal wieder gab es Abweichungen nach oben oder unten, die beim Fotofreund wenig Anklang fanden. Passionierte Lichtbildner erwiesen sich als störrische Konsumenten. So gilt bis heute eine lichtstarke 50mm-Linse für das Vollformat als obligatorischer Bestandteil jeder Fotoausrüstung.

Waren zu „Analogzeiten“ kleinere Negative als der Kleinbildfilm wenig geeignet für größere Abzüge und führten deshalb derartige Filme ein Schattendasein, so erwies das APS-C-Format mit einer Sensorgröße von 22,2×14,8mm als probate Möglichkeit, Kameras zu bauen, die preislich für den Durchschnittsknipser erschwinglich sind und deren Bildqualität zugleich ein hohes Niveau gewährleisten. Längst reichen die kleineren Sensoren qualitativ an die als Profiklasse apostrophierten Vollformatler heran. Ganz nebenbei gibt es ein paar Vorteile hinsichtlich der Brennweiten, insbesondere, wenn es um Teleobjektive geht. Schon bei 200mm ergibt sich durch den Umrechnungsfaktor 1,5 (Canon sogar 1,6) ein Äquivalent von 300mm. Das ist ein enormer Zuwachs und hilft insbesondere bei der Street-, Tier- und Eventfotografie, näher an das Motiv heranzukommen, ohne sich selbst bewegen zu müssen.

Zurück zum Ausgangspunkt der Betrachtung. Im fotografischen Alltag gelüstet es manche Lichtbildner nach der alten Standardbrennweite. Schraubt man nun das weit verbreitete 50er an eine APS-C-Knipse, gelangt man durch den Umrechnungsfaktor bereits in den leichten Telebereich von 75mm. Manch einer greift zu einer 30-35mm-Brennweite, die es für Vollformat gibt. Nachteil: Bei höheren Lichtstärken sind die Dinger groß und schwer, zugleich teuer. Angesichts der schmalen Dimensionen aktueller APS-C-Modelle ist Kopflastigkeit der Apparatur vorprogrammiert.

Ausgerechnet die Chinesen drängen mit diversen Scherben um 30-35mm auf den Markt, von denen Viltrox‘ 33mm/ F1,4 eine der Bemerkenswertesten ist. Äquivalent zum KB-Format ergeben sich daraus 49,5mm Brennweite für den kleineren Sensor. Nicht größer als ein sogenanntes „Kit-Objektiv“, besitzt es sogar, im Gegensatz zu TTartisan oder Meike, einen Autofokus. Zudem lässt die hohe Lichtstärke viel Gestaltungsspielraum zu. Die Testberichte waren überaus positiv und auch die Meckerköppe auf Youtube waren voll des Lobes. Insbesondere der Preis ist nicht zu toppen. Kann ein L-Objektiv ähnlicher Brennweite schonmal 2000 Euro kosten, allerdings Vollformat tauglich, so verlangen die Anbieter für das Viltrox aktuell deutlich unter 300 Euro.

An dem Objektiv gibt es nichts zu nörgeln. Metall als Baumaterial zieht sich durch bis zur Sonnenblende (!). Schärfe gut, Bokee schön, Autofokus leise und recht schnell, Handling simpel, kein Schnick, kein Schnack – was will man mehr? Als die Japaner sich vor 50 Jahren anschickten, den Fotomarkt zu beherrschen, hatte die Deutsche Kameraindustrie nichts mehr zu melden. Es wird spannend, wie die Platzhirsche Canon, Nikon, Tamron, Sigma & Co auf die Kampfansagen der Chinesen reagieren werden.


Viltrox 33mm/F1,4 – Testbilder (Nov. 2023)


5. November 2023, Fuji X-T20, Viltrox 33mm/1.4 (ISO 1000, 1/40s, F1,4)