Asahi Pentax

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Dass der Name Pentax, der heute nicht nur Fotointeressierten geläufig sein dürfte, auf eine DDR-Entwicklung zurück geht, ist den wenigsten bekannt. Beim Ostableger der Zeiss Ikon AG, dem VEB Zeiss Ikon, plante man Anfang der 50er Jahre eine neuartige Kamera, dessen Prototyp 1954 fertig gestellt wurde (vergleiche Jehmlich, Der VEB Pentacon… S.63ff). Es handelte sich um eine einäugige Spiegelreflexkamera in Würfelbauart mit Wechselkassetten. Ähnliches gab es von Hasselblad, aber auch die Primarflex aus Görlitz verfolgte jenes Prinzip. Intention war, dass der Anwender verschiedene Filme parallel belichten konnte und so zwischen diversen Filmarten, Farbe, Dia, S/W, und Empfindlichkeiten (DIN) wechseln konnte. Das Projekt verlief sich im Sande und kam nie zur Produktionsreife. Gleichwohl prangt auf einem der Prototypen der Name „Pentax“.

In etwa zu der Zeit müssen sich die Strategen der japanischen Marke Asahi nach einem zugkräftigen Namen umgeschaut haben. Immerhin hatte 1948 die Fertigung von feinoptischen Geräten wieder begonnen, nachdem es der Firma nach Ende des 2. WK verboten war, auf Grund ihrer Verwicklungen in die Kriegsproduktion weiter zu arbeiten.
Nach der Beschäftigung mit Brillen- u. Ferngläsern ging man Anfang der 50er Jahre dazu über, Fotoapparate zu konstruieren und setzte von Anfang an auf die Herstellung von Spiegelreflexkameras. Damit ging der Tokioter Hersteller einen anderen Weg, als seine Mitbewerber Canon und Nikon, die sich zunächst auf das Klonen und Weiterentwickeln von Leicas verlegten.

Asahiflex I, 1952 (Quelle: Wikipedia)

Die erste in Japan gebaute einäugige Spiegelreflex ist die Asahiflex von 1952. Während man sich beim Bildzähler, dem Rückspulrädchen und bei der Platzierung des Reglers für die Langzeiten ganz offensichtlich bei der Leica III bedient hatte, waren Gehäuseform und Sucher stark an die erste Praktica von 1949 angelehnt. Die Japaner, egal ob CanonNikon oder Asahi, waren aufmerksame Beobachter der sächsischen Entwicklungen. Manch einer gar war selbst erklärter Fan ostdeutscher Kameras.
Die DDR hatte den Namen Pentax, der ähnlich wie Pentacon eine Zusammenziehung aus Pentaprisma und Contax sein soll, durch verschiedene Patente schützen lassen. Wie es genau zur Begegnung von Asahi-Leuten und DDR-Funktionären kam, war nicht zu ermitteln. Tatsache ist, dass 1957 der Produktname nach Tokio verkauft wurde und damit die Erfolgsgeschichte einer der wichtigsten Marken der 60er, 70er und 80er Jahre begründete.
Heute ist von der ruhmreichen Asahi Kogaku nicht mehr viel übrig. Bereits in den 90er Jahren hatte man Marktanteile an die Konkurenz, allen voran an die damals noch mächtige Minolta, abgeben müssen. 2007 übernahm nach einem Intermezzo bei Hoya der Elektronikkonzern Ricoh den Bereich Fototechnik. Pentax hat als eigenständige Firma faktisch aufgehört zu existieren. Mit dem Niedergang der Kompaktkameras verschwanden Fotoapparate der Marke fast vollständig aus den Regalen. Im Mittelformat (Pentax 645D) gelang es 2010 nochmal zu punkten. Den Rest des Feldes beackern aktuell CanonNikon und Sony, die über 50 Prozent des Marktes (Pentax 1,5%, Platz 10 lt. Wikipedia), bei DSLRs sogar über 85 Prozent, unter sich aufteilen.


Als Asahi Pentax den Prototypen der Spotmatic auf der Photokina 1960 vorstellte, ging sicher ein „Aaaah!“ und „Ooooh“ durch die Welt der Fotografierenden. Sie war die erste Kamera der Welt mit einem Belichtungsmesser, der das Licht durch das Objektiv maß (thrue the Lens – TTL). Allerdings brauchte man bei Asahi noch vier Jahre, um das Produkt zur Marktreife zu bringen. Unterdessen hatte die japanische Firma Topcon bereits 1963 ihre RE Super ins Rennen geschickt, ebenfalls mit TTL-Messung, und sogar bei Offenblende. Die Spotmatic richtet sich an den ambitionierten Amateur. Sie ist die Spiegelreflex für alle u. geht damit ganz andere Wege als bspw. die Nikon F oder Zeiss-Ikons Contarex.

Spätestens jetzt hätte die Deutsche Kameraindustrie aufwachen und auf der Hut vor der innovativen Power der Japaner sein müssen. Die Spotmatic gehört zu den erfolgreichsten SLR’s schlechthin. Das präsentierte Modell funktioniert wie am ersten Tag. Die Quecksilberbatterien von damals gibt es längst nicht mehr. Man kann stattdessen den Energizer Batterie 387S verwenden. Fand ich aber nur im Web zum Verkauf. Hier Impressionen vom 1. Mai 2016 in Berlin.


Als die Pentax ME 1976 auf den Markt kam, galt sie als die kleinste Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm und blieb es wohl auch bis zum Ende der Filmfotografie. Sie begründete eine Serie, die 1981 in der ME F, einer der ersten SLRs mit Autofokus, einen vorläufigen technologischen Höhepunkt fand.
Die ME ist einem sofort sympathisch. Trotz kompakter Abmessungen bringt sie einiges an Gewicht mit, ein Zeichen dafür, dass immer noch jede Menge Metall verbaut wurde. Pentax beschritt mit ihr, ähnlich wie Canon mit der AE-1, den Weg zur vollelektronisch gesteuerten Kamera.

Sie ist ein reiner Zeitautomat. Die eingestellte Blende bestimmt die Länge der Belichtung. Mit der Blitzsynchronzeit von 1/100s gibt es für den Lichtbildner immerhin die Freiheit, auch ohne Batterie zu knipsen. Der Modus ist im Übrigen eine schnelle Möglichkeit, sofort die Grundfunktion zu überprüfen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen mit dem Nachfolgemodell ME Super, deren Verschluss nicht funktionierte, gelang es dem Knipser, ein fehlerfreies Modell der ME zu erwischen.


Viermal nahm der Knipser Anlauf, ehe endlich eine funktionierende Pentax ME Super in die heimische Sammlung aufgenommen werden konnte. Dabei hatte es mit dem abgebildeten Tokina Zoom angefangen, das als Beifang einer größeren Geschichte ins Haus kam und für das ich ohne passende Kamera keine Verwendung hatte.
Die Kamera kam 1980 als Nachfolgerin der ME heraus und besaß die Möglichkeit, die Verschlusszeiten manuell zu wählen. Zu diesem Zweck gibt es neben dem Auslöser zwei Taster. Die gewählte Zeit, immerhin bis zur 2000stel Sekunde, wird durch eine leuchtende LED in der Zeitenskala im Sucher angezeigt. Ansonsten sind Unterschiede zum Vorgänger nicht auszumachen.

Genau wie dieser besitzt die ME Super einen Metallverschluss, hergestellt von Seiko, einer japanischen Firma, die auch mechanische Automatik-Uhren herstellt. Die Steuerung erfolgt voll elektronisch. Für die ME-Reihe gibt es einen Motorwinder. Circa zwei Aufnahmen pro Sekunde sind machbar.
Der extra Griff, auf dem der Auslöser positioniert ist, macht optisch was her und erzeugt in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit. Hat man sich die ca. 1,2kg um den Hals gehängt, fühlt man sich wie ein Fotoreporter der 80er Jahre.


Es war mal wieder Zufall. Intention für die Anschaffung der Pentax P30n war das zugehörige Zoom-Objektiv vom Hersteller, dass gut zur ME-Super passen würde. Als der Apparat für unter 20€ ins Haus kam, war der feste Vorsatz, ihn zusammen mit der Tokina-Linse wieder zu verkaufen, Schall und Rauch. Die Kamera, die 1988 als Nachfolgerin der P30 in den Handel kam, ist vollkommen aus Kunststoff, fühlt sich dennoch sehr wertig an. Grund dafür dürfte das recht hohe Gewicht von über 600g ohne Objektiv sein. Im Gegensatz zum Vorgänger besitzt die N-Version eine Belichtungsautomatik, der man jedoch wegen mangelnder Programme einigermaßen ausgeliefert ist.

Es empfiehlt sich daher, wenigstens einen der Parameter, Zeit oder Blende, von Hand einzustellen. Ob man richtig belichtet, erfährt man über die großzügige Anzeige im Sucher. Das Design kann durchaus gefallen. Zeiteneinstellrad und Rückspulkurbel sind versenkt installiert. Der Schnellspanner fügt sich ergonomisch ins Ganze.
Der Anschluss eines Mororwinders ist nicht vorgesehen, was man verschmerzen kann. Einziger wirklicher Nachteil: Der ISO-Wert ist nicht von Hand einzustellen, sondern wird über den DX-Code von der Kamera erkannt. Hat man keinen DX-codierten Film, wird der Wert automatisch auf 100 ASA gesetzt. Warum die Konstrukteure hierfür keine Möglichkeit schufen, bleibt schleierhaft.

1975 hatte sich Pentax mit dem neu eingeführten K-Bajonnett endgültig vom M42-Gewinde verabschiedet. Die neue Verriegelung wurde in gewissen Abständen den jeweiligen Anforderungen der Kameras angepasst. Mit Einzug der Elektronik ins Reich der Fototechnik machte es den Konstrukteuren wenig Probleme, immer wieder einen Kontakt mit einer weiteren Funktion in den Objektivring zu integrieren.
Ergebnis war, dass ab den 80er Jahren mehrere Versionen parallel existierten, KA, KA2, KAF, KAF2, deren Erscheinungsjahr zwar unterschiedlich war, deren zugehörige Kameras jedoch gleichzeitig auf dem Markt präsent waren. Freilich hatte der Hersteller dafür gesorgt, dass die Objektive in beide Richtungen irgendwie kompatibel waren. Selbst eine KAF2-Linse lässt sich beispielsweise problemlos mit der viel älteren ME-Reihe verwenden, ohne natürlich auf die Autofokus-, oder A-Blenden-Funktion zugreifen zu können.


DIe Pentax Z-10 wurde zwischen 1991 und 1994/95 angeboten. Sie besitzt das KAF2-Bajonett, mit dem ein am Objektiv befindlicher motorisierter Fokus mit integrierter Brennweitenspeicherung zur Anwendung kam. Man glaubte damals, jenes eigenartige Feature insbesondere in der Actionfotografie gut gebrauchen zu können, ein Irrtum, wie sich erweisen sollte. Als ebenso unsinnig sollte sich der motorisierte Zoom herausstellen. Man drückte den Zoomring in nach links oder rechts und schon bewegte ein nicht gerade leiser Motor den Tubus in entsprechender Richtung. Das fraß Batterien und ging nicht schneller als die herkömmliche Funktionsweise.

Zum Glück lässt sich der Ring in Richtung der optischen Achse drücken und man erhält einen ganz normalen manuellen Zoom.
Die Kamera ist kein Leichtgewicht und bringt mit Batterien, Film und Objektiv 968g auf die Waage, von denen fast 400g auf das Konto der Linse gehen. Zwei eingebaute Motoren wiegen halt.
Sie funktioniert am besten als Vollautomat. Die manuellen Betriebsarten sind einigermaßen zickig zu handhaben und erschließen sich nicht ohne Bedienungsanleitung. Als Blendenautomat ist die Kamera nicht einzusetzen. Entweder man betreibt den Apparat voll manuell, Blende und Verschlusszeit werden von Hand gewählt, während im Sucher ein +, -, oder o die Abweichung bzw. die Übereinstimmung mit den Lichtverhältnissen anzeigt. Oder man betreibt ihn als Zeitautomaten. Hierzu muss bei vorgewählter Blende während des Fokussierens eine kleine, graue Taste an der Rückseite gedrückt gehalten werden. Nichts für Leute mit abgekauten Nägeln, denn die versenkte Haptik erfordert einen Daumennagel von mindestens 0,5mm. Zu all dem gesellt sich ein weiterer Nachteil, der auch bei anderen Pentaxen auftritt. Ohne DX-Code auf dem Film fotografiert man automatisch mit 100ASA. Eine Vorwahl von Hand gibt es nicht.
Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“, und genau das kann man der Z-10 attestieren. Nichts desto trotz lässt sie sich mit ansprechenden Ergebnissen verwenden. Gerade die Kompatibilität mit älteren Objektiven, ihr recht schneller Autofokus und ihr sehr brauchbarer Belichtungsmesser dürfte sie für „Analog“-Einsteiger interessant machen, zumal funktionstüchtige Modelle oft für wenig Geld, manchmal unter 20,-€, verhökert werden. Und das haben sie wirklich nicht verdient.


Auch wenn Asahi sich über die Jahrzehnte wiederholt mit im Sinne des Wortes bahnbrechenden Innovationen ins Gespräch brachte (TTL, Autofokus u.a.), waren die Japaner spätestens ab Mitte der Achziger Jahre gezwungen, allgemeinen Trends zu folgen. So darf es nicht verwundern, dass eine ganze Reihe von Apparaten denen der Konkurenz im eigenen Lande sehr ähnlich sah. Man vergleiche z.B. eine A3 (1984) mit einer Canon T50. Die Pentax MZ-50 (ab 1997) aus der Endphase der Film-Fotografie unterscheidet sich kaum von den damals erfolgreichen Canon EOS 300 oder 500n. Plastik-Gehäuse in schwarz-silber, dazu eine Standard-Linse 35-80mm, ein paar Systemprogramme und Vollautomatik, das hatten zu dem Zeitpunkt sie meisten Kameras der unteren und mittleren Preisschiene.

Es begann die Zeit, in der Fotografieren keine Kunstfertigkeit mehr war, da es die Technik übernommen hatte, zu entscheiden, in welcher Situation der Fotografierende welche Blende und Verschlusszeit einzustellen hatte. Bei soviel Gleichklang am Markt bleibt früher oder später immer einer auf der Strecke. Bei Pentax dürften es weniger technische sondern eher Marketing-Entscheidungen gewesen sein, die zu Markteinbrüchen führten. So freut es den Gegner des Massenkonsums, das aktuell (Nov. 2018) gerade vier DSLR-Modelle auf der Homepage von Ricoh zu finden sind. Reicht ja auch.