So schön es war, mit der EXA eine Spiegelreflexkamera zu besitzen, der Fotofreund war aufgrund ihrer Konstruktion recht eingeschränkt. Die 175stel Sekunde als kürzeste Verschlusszeit und auch die begrenzten Möglichkeiten der Verwendung von Teleobjektiven, Abschattungen bei längeren Brennweiten, blieben auf Dauer unbefriedigend. Der Abstand zur Exakta war einfach zu groß.
So entschloss man sich bei der Ihagee zu einem Modell, dass in die Lücke passen sollte. Ende 1959 kam die EXA II in die Geschäfte, ein Apparat, der dem gehobenen Amateurstandard gerecht wurde. Die Modelle erhielten einen Tuchschlitzverschluss, der Belichtungszeiten von einer halben bis einer zu 250stel Sekunde zuließ.
Lange Brennweiten über 135mm konnten nun verwendet werden. Die Kamera ist vom Design her sehr gefällig und modern, klein, rundlich, mit fest verbautem Pentaprisma, Schnellspannhebel und Blitzsynchronisation.
Ab 1962 erhielten die EXAs beider Serien ein neues Gehäuse, das etwas rundlicher geraten war, dafür aber keine klappbare Rückwand mehr hatte. Technisch hatte sich bei der EXA IIa fast nichts geändert. Sie besaß nun eine Kurbel, die das Zurückspulen des fertig fotografierten Films erleichterte. Der Schnellaufzug war verbessert worden. Beim Vorgänger ging er sehr schwer, bei manchen Exemplaren, die mir unter gekommen sind, sogar hakelig. Bei der IIa funktioniert er butterweich.
Das vorliegende Modell entstammt wahrscheinlich einer Vorserie aus dem Jahre 1962. Es hat die Seriennummer 140026.
Der Sachverhalt ist erkennbar an einer Gravur „Eigentum Jhagee“ sowie an den Metallteilen auf dem Bildzähler und als Auslösesperre an der Rückseite, die eine andere Form als die der Serienmodelle haben. Die IIa ist eine solide Kamera. Sämtliche Rädchen, Kurbeln, Merkscheiben sind aus massivem Metall und geben ein in sich stimmiges Bild. Leider war man bei der Ihagee noch nicht soweit, ihr einen Schwingspiegel zu verpassen, den die Prakticas jener Zeit längst hatten .
Der Rapidspiegel sollte endlich mit der EXA IIb kommen, die ab 1964 hergestellt wurde. Als Zeichen, dass der Apparat nicht gespannt ist, fungierte ein kleines rotes Plastikdreieck im Sucher, eine Vorrichtung, die wir auch in den Prakticas jener Zeit finden können. Die Rückspulkurpel hatte jetzt Kunststoffelemente, ein Zeichen, dass schon damals mit jedem Pfennig kalkuliert wurde. Dem Gebrauch tat es keinen Abbruch, da der funktionale Teil immer noch aus Metall konstruiert war. Viel später bestanden die Kurbeln bei DDR-Kameras vollständig aus PVC (Praktica B-Reihe), die nicht selten, wenn sich der Film verhakt hatte, einfach wegbrachen.
Wenngleich nur zwei Jahre lang produziert, ist die IIb meist für schmales Geld zu haben. Es lässt sich nicht begründen, warum derartige Nischen das Sammlervolk weniger interessieren, während offensichtliche Massenprodukte für ein Vielfaches gehandelt werden.
Für das Knipsen zu empfehlen ist ganz klar das Nachfolgemodell EXA 500, da die kürzere Belichtungszeit mehr Fotospaß bedeutet. Preislich nehmen sich beide Kameras nichts.
Als die EXA 500 als letzte der Baureihe EXA II 1966 – also vor über 50 Jahren – auf den Markt kam, war das Schicksal der Ihagee Dresden beinahe besiegelt.
Der Tuschschlitzverschluss war noch einmal verbessert worden. Mit einer kürzesten Belichtungszeit von 1/500stel Sekunde konnte sie sich damit sehr gut in ihrer Preisklasse schlagen. Das standardmäßige 50mm Tessar, erstmalig patentiert 1902 von Carl Zeiss, galt über viele Jahrzehnte als das „Adlerauge“ in der Fotografie.
1969 war dann Schluss mit der EXA 500, einer Kamera, die Potential hatte. Heute wird sie im Internet oft für kleines Geld angeboten.
Das abgebildete Modell ist für sein halbes Jahrhundert sehr gut erhalten und konnte vom Knipser für unter 10,-€ in der großen Bucht erwischt werden.
Die hinterlegten Fotos entstanden im Februar 2016 in Cala Ratjada und zeigen die andere Seite Mallorcas außerhalb der Saison.