Nikon

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Nikon I – Quelle: digicammuseum.de

Das Unternehmen Nippon Kogaku wurde 1917 durch einen Zusammenschluss von drei Firmen gegründet. Glaubt man Wikipedia, geschah dies mit freundlicher Unterstützung von Mitsubishi, denen die Firma bis heute gehören soll. Beschäftigte man sich zunächst mit der Herstellung optischer Instrumente und ab 1932 mit der Produktion von Nikkor-Objektiven, kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Vorstellung der ersten Messsucherkamera, die bereits den späteren Firmennamen Nikon trug.

Die Nikon I (gesprochen „ie“) orientierte sich stark an der Contax II von Zeiß Ikon, anders als der spätere Dauerkonkurrent Canon, dessen Erstlinge wie leicht modifizierte Leicas wirkten. Nikon hatte sich offenbar von der allgemeinen Leica-Manie absetzen wollen. Zudem hatte Hitler den japanischen Verbündeten während des Krieges sämtliche Zeiss-Patente zur kosenlosen Nutzung zur Verfügung gestellt.

Es vergingen einige Jahre, bis 1959 die erste Spiegelreflexkamera, die Nikon F, vorgestellt wurde. Eingefleischte Nikon-Fans behaupten bis heute, es sei die erste professionell einsetzbare Systemkamera überhaupt gewesen. Diese Ansicht muss leider abschlägig beurteilt werden, denn das Konzept einer mit allem erdenklichen Zubehör erweiterbaren Kamera stammte aus der DDR. Die Praktina von 1952 gilt unter Experten als die erste Systemspiegelreflexkamera für das Kleinbildformat
Schaut man sich Bilder, Spielfilme oder Reportagen aus jener Zeit an, in denen Pressefotografen eine Rolle spielen, sieht man neben der Rolleiflex und diversen mittelformatigen Balgenkameras immer häufiger Nippons Meisterwerk. Heute gilt Nikon neben Canon als die Kamera-Marke schlechthin.

Unter Presse-Profis dürfte sie vorn liegen, während die Konkurrenz sich insbesondere beim gemeinen Volk ungebremster Beliebtheit erfreut. Andere Marken rücken nach, von denen Sony und Panasonic einige Bekanntheit erlangt haben. Der schärfste Widersacher der traditionellen Fotografie ist jedoch das Smartphone, mit dem sich nicht nur trefflich knipsen lässt. Selbst Fernsehreportagen werden inzwischen mit dem Handy abgedreht, wie ich unlängst als Augenzeuge einer RBB-Produktion erleben musste.

Die Nikon F läutete 1959 den Siegeszug der japanischen Fotoindustrie ein. Fortan sollten die Ingenieure aus dem Land der aufgehenden Sonne den bislang führenden deutschen Kamarabauern zeigen, wie Innovation funktioniert. Die Erstausgabe der F hatte noch keine integrierte Belichtungsmessung. Der erste Sucheraufsatz mit Belichtungsmesser auf Selenzellenbasis, schlicht Modell 1 genannt, konnte gegen das Standardprisma ausgetauscht werden, was die ansonsten schon recht robuste Kamera zu einem unhandlichen Monstrum werden ließ. Immerhin war er mit der Zeit- und Blendeneinstellung gekuppelt.

Der erste Sucher mit CdS-Messzelle, genannt Photomic TD, erschien 1962. Diese erste Version ist ebenso mit dem Zeiteneinstellrad und der Blendeneinstellung verbunden. Die Messung erfolgt über ein am linken oberen Rand befindliches Auge. Eine Nadel im Sucher und auf der Oberseite des Aufsatzes zeigt die Abweichung vom Optimum an. Die einstellbaren ASA-Werte bewegen sich zwischen 6 und 6400, eine immense Bandbreite, wenn man bedenkt, dass Filme mit 400 ASA/ 27 DIN schon als hoch lichtempfindlich galten.
Der auf dem abgebildeten Modell befindliche Sucher Photomic T dürfte die Version ab 1965 sein, als es auch bei Nikon Standard wurde, „Through the Lens“ TTL zu messen. Fünf Jahre zuvor hatte Pentax die Technologie auf der Photokina vorgestellt, konnte die Spotmatic allerdings erst 1964 zur Marktreife bringen, was es Topcon gestattete, 1963 an den anderen Marken vorbeizuziehen.
Nikon gelang es, mit dem Konzept die erste SLR-Spiegelreflexkamera am Profimarkt zu etablieren. Das Konzept war einfach stimmig, das hohe Niveau japanischer Handwerkskunst tat ein Übriges.


Nachden Canon mit der F-1 im Jahre 1970 zur Weltspitze aufgeschlossen hatte, ja mehr noch, die damals beste Kleinbild-Spiegelreflex am Start hatte, ließ Nikon nicht lange auf sich warten. Mit der F2 von 1971 machte der Konzern klar, wer fortan den Ton angeben sollte, wenn es um Profi-Kameras ging. Aus der Rückschau ist Canons F-1 die geschmeidigere Kamera, kam sie doch dank in die Kamera integrierter Belichtungsmessung ohne solch einen monströsen Aufsatz wie Nikons Photomic aus. Allein, die Profis blieben vorerst bei Nikon. Bis heute liefern sich beide Japaner ein Stechen um die Weltspitze, sowohl was Kameras betrifft als auch die nötigen Objektive dazu. Inzwischen hat sich ein dritter Anbieter mit vorn platzieren können: Sony.

Die F2 war von Anfang an für den Profi-Sektor bestimmt. Wer als Reporter auf sich hielt, hängte sich eine Nikon um den Hals. Allerlei Zubehör, Wechselsucher, Filmkassetten mit Überlänge, Motorwinder und ein reichhaltiges Angebot hochwertiger Linsen, nicht zu vergessen die Abwärtskompatibilität des Bajonetts schufen dem Apparat eine riesige Fangemeinde.
Vorliegendes Modell dürfte eine F2 Photomic mit DP-1 Belichtungsmesser mit Nadelanzeige sein, die 1971/72 hergestellt wurde und bis heute bei den Fans ob ihrer Zuverlässigkeit gegenüber den späteren Leuchtdioden hoch im Kurs steht.


Die Nikkormat EL wurde zwischen 1972 und 1976 gebaut. In Japan wurde sie unter der Bezeichnung Nikomat vertrieben. Einige Modelle müssen auch nach Europa gekommen sein, denn man findet sie immer mal wieder auf dem Gebrauchtmarkt. Es ist die erste Kamera von Nippon Kogaku, die einen elektronischen Verschluss besitzt. Die Steuerung erfolgt über Microtransistoren und -Kondensatoren, die in flexiblen Leiterplatten untergebracht sind. Es ist also noch keine Prozessor gesteuerte Kamera, wie Canons AE-1.
Das Modell besitzt eine Belichtungsautomatik mit Blendenpriorität. Die Blendwertübertragung erfolgt über sogenannte „Hasenohren“ am Objektiv, die einen aus dem Gehäuse ragenden Zapfen hin und her bewegen.

Um dem Apparat zu sagen, mit welcher Lichtstärke er es zu tun hat, muss man nach jedem Linsenwechsel die Kamera entsprechend kalibrieren. Dazu dreht man den Blendenring erst auf den höchsten Blendwert, also die kleinste Blende, und hernach auf Offenblende, also den kleinsten Blendwert. Eh der Knipser das herausgefunden hatte, waren zwei Filme verknipst mit entsprechenden Fehlbelichtungen.
Ebenso einfallsreich, aber ohne Anleitung nicht zu bewerkstelligen, ist der Batteriewechsel (6V wie bei Canon A-Serie und Praktica B). Das Batteriefach befindet sich im Innenraum unter dem Spiegel. Man muss mit einem Hebelchen neben der Objektivöffnung den Spiegel hochklappen. Vorsichtig mit dem Daumennagel oder einem geeigneten Werkzeug lässt sich nun das Batteriefach öffnen. Die Batterie ist locker in einer Klemmvorrichtung fixiert, damit sie beim Wechsel nicht immer wieder herauskullert – schlau gemacht, jedoch etwas fummelig und nichts für zitternde Hände.
Vorliegendes Bildmaterial wurde mit einem Tokina 28-85mm geschossen, ein Objektiv mit ansprechender Abbildungsleistung, dass es günstig für alle möglichen Bajonette gibt und mir schon an der Pentax ME Super und an diversen Canons mit FD-Bajonett Freude bereitete.


Die Nikkormat wurde zwischen 1972 und 1977 in großen Stückzahlen gebaut. Nach dem Erfolg der Kamera für die Massen war es an der Zeit, einen Nachfolger heraus zu bringen. Die Nikon EL2 hatte nur ein Kurzes Leben. Nach nur einem Jahr wurde sie vom Markt genommen, um der deutlich kompakteren Nikon FE Platz zu machen. Die neu entwickelte Elektronik gab sie an ihren Nachfiolger weiter. Deutlichste Veränderung zum Vorgänger war die Art der Blendenübertragung. Musste man beim Nikkormat noch den Mitnehmer in den dafür vorgesehenen Zapfen fummeln und das Objektiv durch zweimaliges Drehen des Blendenringes kalibrieren, reichte es jetzt, den dafür zuständigen Nocken passgerecht anzusetzen.

Zur Erinnerung, die Praktica LLC hatte bereits 1969 eine elektrische Blendwertübertragung und Canon hatte 1976 mit der AE-1 die erste prozessorgesteuerte Verschlussautomatik vorgestellt. Dennoch ist die EL2 eine hervorragende, äußerst robuste Kamera. Wie beim Vorgänger funktioniert die Belichtungssteuerung elektronisch. Hierfür wurden erstmalig bei Nikon biegsame Leiterplatten eingesetzt. Das sparte Lötstellen und verhinderte zugleich die heute üblichen Sollbruchstellen. Einige kleinere Verbesserungen gab es, die dem Knipser das Leben erleichterten. Der ASA (ISO)-Bereich wurde von 12 bis 3200 erweitert. Zudem hatte man anstelle der trägen CDS-Zelle eine reaktionsschnelle Silizium-Photo-Diode verbaut. Am Auslöser gab es nun eine Auslösesperre, die praktischerweise nur arbeitete, wenn der Aufzugshebel in Nullstellung und die Kamera somit abgeschaltet war. Was blieb, war das Batteriefach unter dem Spiegel. Nichts für dicke Finger.


Nikons F-801 wurde von 1988-94 gefertigt. Sie war die erste Spiegelreflexkamera mit einer kürzesten Verschlusszeit von 1/8000stel Sekunde, eine Zeit, die bis heute dem gehobenen und Profisektor vorbehalten bleibt. Auch die Blitzsynchronzeit von 1/250s kann sich sehen lassen. 
Die weitere Ausstattung muss als üppig bezeichnet werden: Vollautomatische Belichtungskontrolle inkl. Blenden oder Zeitenpriorität, Autofokus, Flüssigkeitsdisplay, integrierter Motorwinder und vieles mehr. Obendrein werden die wichtigsten Kennziffern via Beleuchtung in den Sucher eingeblendet.

Betrieben wird der Apparat mit zwei AAA-Akaline-Batterien, die es selbst in den entlegendsten Gegenden am Touri-Kiosk zu kaufen geben dürfte. So nimmt es nicht Wunder, dass die eigentlich für den Amateurmarkt konzipierte Kamera auch sehr gern von Profis in die Ausrüstung aufgenommen wurde.
Wenngleich Gehäuse und Oberschale aus Plastik bestehen, ist das Modell kein Leichtgewicht. Man hat mit knapp 700g ohne Objektiv ganz ordentlich was in der Hand. Die Ergonomie ist vorteilhaft, alle Bedienelemente, Taster, Schalterchen und Data-Rad sind bequem zu erreichen. Nikon zeigte 1988 mit der F-801 eindrucksvoll, welchen Weg die Kameraentwicklung in den nächsten Jahrzehnten gehen würde.


Nikons F60, ab 1999 gebaut, war einer der typischen Plastik-Bomber, wie er von den meisten japanischen Firmen seinerzeit angeboten wurde. Nachdem Autofokus, Belichtungsautomatik und auch die Objektivgüte einigermaßen ausgereizt waren, hatte man ab Ende der 80er Jahre begonnen, den Apparaten alle möglichen „Systemprogramme“ zu verpassen. So gab es Voreinstellungen für Portrait-, Landschafts-, Makro-, Sportfotografie und mehr, alles Dinge, die dem Knipser das Knipsen erleichtern sollten. Ich kenne keinen ernst zu nehmenden Fotografen, der je dergleichen Schnickschnack verwendet hat.

Die F60 konnte im Set mit zwei Objektiven erworben werden. Zum einen gab es das Kit-Objektiv mit 28-80mm und ein Telezoom mit 75-240mm. Allein, die Abbildungleistungen sind allenfalls als mäßig zu bewerten. Erreicht man mit dem Kit-Objektiv noch ganz passable Ergebnisse, ist das Tele-Zoom nicht zufriedenstellend. Bei voller Brennweite gibt es beträchtliche Unschärfen, und die Gefahr, bei solch einem lichtschwachen Teil zu verwackeln, ist immer gegeben. Auch scheint der Autofokus selten treffsicher. Bei ein paar Aufnahmen mit der Nikkormat und gezwungener Maßen manueller Scharfstellung wurden bessere Resultate erzielt. An den Linsen kann es also nicht liegen. Nach zwei Filmen war es dann auch genug, zumal die motorisierten Kameras bei 36 verschossenen Bildern definitiv den Arbeitsprozess beenden, selbst wenn noch 10-12cm Filmmaterial vorhanden sind. Mit einer Kamera mit Handaufzug gelingen bei cleverem Einlegen manchmal bis zu vierzig Aufnahmen pro Film (Fomapan).