Viltrox-Roadshow mit Folgen
ValueTechTV ist einer der Youtube-Blogger, der in regelmäßigen Abständen Testvideos zu Kameras und Objektiven hochlädt. Seit Jahren hat sich eine Szene von Akteuren entwickelt, die diese Methode zum Geschäftsmodell ausbaute. Der bekannteste Vertreter dürfte wohl Stephan Wiesner mit seinem Unternehmen Zielfoto sein, der nebenbei seinen erworbenen Wohlstand öffentlich zur Schau stellt. Teure Uhren, teure Rennräder, teure Reisen, teures Auto, natürlich von Tesla, und zuletzt der Erwerb einer Leica Q3. Über 200.000 Follower auf der politisch unverfänglichen Plattform geben dem Betreiber recht.
Andere Mitbewerber sind da bescheidener. Zu den Spitzenreitern gehören Krolop&Gerst (ü100.000 Abonnenten) und die oben erwähnten Leute von ValueTechTV. Um ihre Testberichte anfertigen zu können, müssen die Protagonisten mit der Industrie zusammenarbeiten. Großzügig werden die Macher mit hohen „Einschaltquoten“ mit Technik versorgt, die sie sodann unter die Lupe nehmen, ausgiebig testen und dem Publikum präsentieren können. Ausgerechnet Wiesner, der Erfolgreichste unter ihnen, hält mit Kritik nicht hinterm Berg. Die kann schon mal vernichtend ausfallen, wenn ihm ein Gerät so gar nicht gefällt, während andere gemäßigter vorgehen. Ähnlich kritisch, dabei weniger apodiktisch, gibt sich David Schöppe aus Jena auf seinem Kanal Davision. Dem Anwender wird durch die neue Art des Werbefernsehens die Möglichkeit gegeben, sich zu orientieren und zu entscheiden, was er nicht braucht. Nicht zuletzt erfährt er eine Menge Tipps und Tricks rund ums Fotografieren. Und doch heizen derartige Sendungen das Kaufverhalten an, wie ich an mir selbst feststellen durfte. Zudem wird auf die Art ein Fotostil als Trend implementiert, der recht wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat. Gerade die Profiknipser im Netz übertreffen sich in der Präsentation immer schönerer Models, die mit laszivem Augenaufschlag im Gegenlicht posieren. Stadtansichten im Sonnenuntergang, Blumenmeere im Abendlicht, menschenleere Schneelandschaften mit alpinem Look, reißende Bäche aus Zuckerwatte, glasklare, glatte Meeresufer.
Bei ValueTechTV ging die Zusammenarbeit mit der Industrie soweit, dass man am letzten Sonntag (10.12.) im Altberliner Ballhaus einen Workshop veranstaltete, bei dem Interessierte zweieinhalb Stunden mit allen verfügbaren Viltrox-Objektiven rumknipsen durften. Dafür war ein improvisiertes Fotostudio eingerichtet worden und ein junges Mädel Anfang Zwanzig posierte als Model. Der vom Bildschirm bekannte Matthias Proske und ein weiterer Herr namens Michael Ziegann kümmerten sich routiniert, dabei fürsorglich und freundlich um die Anwesenden. Die Anmeldung war online erfolgt.
Etwa 20 Teilnehmer, ausschließlich Männer über 40 oder weit darüber, hatten sich früh um elf bei Regenwetter in einem größeren Raum des Gebäudes versammelt, während im Saal nebenan mittelalterliche Frauen diverse Tanzschritte einübten. Ein Späterzeuger hatte sein Kind dabei, dass sich langweilend auf einem der Sessel lümmelte. Man war gehalten zu Testzwecken eine eigene Kamera mitzubringen, was einige Herren bewog, ihre Flaggschiffe zu präsentieren. Von der Nikon Z9 bis zur Fujifilm X-T5 war alles am Start, was das Fotografenherz begehrt. Man gab sich betont gelassen und latent wichtig. Und natürlich kompetent! Einer hatte gar eine Pressluftflasche dabei, mit der er bei jedem Objektivwechsel seine teure Nikon Z9 auspustete. (6000,-€ bei Foto Meyer. Die Chinalinsen bewegen sich zw. 250 und 600 Euro.)
Der Knipser beschied sich mit der kleinen Fuji X-S10. Mit Interesse verfolgte ich das Treiben und hatte die Möglichkeit, das 56mm/1,4, das unlängst meine Neugierde geweckt hatte, auszuprobieren. Die Bildergebnisse sind mehr als zufriedenstellend und die Linse platziert sich hervorragend zwischen dem 33er und dem 85er des Herstellers und gelangte so in den inneren Kreis der Begierden.
Natürlich gab es am Ende der Session für jeden Teilnehmer einen 10%-Rabattgutschein, einzulösen beim mitveranstaltenden Versender Rollei. Umsatz, Umsatz, Umsatz!
#ViltroxRoadshow