Der Film

Der fotografische Film ist das Medium der traditionellen Photographie, auf dem die Bilder gebannt werden. Aktuell handelt es sich für gewöhnlich um einen Streifen aus Tri-Acetat oder Polyester, der mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet ist.
Nach der Erfindung des Photographischen Verfahrens wurden Platten aus Glas oder Metall verwendet, die mit einer geeigneten Emulsion beschichtet wurden, Verfahren, die aufwendig u. für den Laien kaum zu meistern waren.
Die Erfindung des Zelluloids (Nitrozellulose) Mitte des 19. Jahrhunderts schuf einen Werkstoff, mit dem es gelang, fotografischen Film in unserem heutigen Verständnis herzustellen. 1888 gab es die ersten Patente für Zelluloid-Film und ein Jahr später die erste Rollfilmkamera, die Kodak Nr.1. Seit 1951 wird der Werkstoff weltweit nicht mehr verwendet. Grund dafür ist die äußerst leichte Brennbarkeit sowie der Umstand, dass das Material Verwitterungsprozessen unterliegt.

Mit der Rückbesinnung auf die traditionelle Photographie stand die Frage, wo bekomme ich welche Filme. Die Zeiten, als man sechs Stück im Pack für 7,99DM in jedem Elektronik-Fachmarkt kaufen konnte, sind lange vorbei. Gerade diese Märkte, die mit vermeintlichen oder tatsächlichen Schnäppchenpreisen locken, rufen für Fotofilm gepfefferte Preise auf. Bei „Rossman“ oder „Kaufland“ ist es etwas günstiger, aber die Auswahl ist schmal, 200ASA ist bezahlbar, bei 100 oder 400ASA sieht es schon wieder schlechter aus. Das Sortiment beschränkt sich bis auf eine Ausnahme auf Farbfilme, als monochromes Material ist nur eine Sorte AGFA vorhanden.

Kodak Nr.1. (Quelle: http://www.nationalmediamuseum.org.uk)

Das Internet hat auch dafür die Lösungen parat. Hier lernte ich Marken wie Illford oder Kentmere kennen. Schwarz-Weiß-Filme stehen in allen möglichen Empfindlichkeiten für Rollfilm (6×6) und Kleinbild zur Verfügung. Privatleute bieten in der großen Bucht Pakete von überlagertem Material an, welches immerhin gut genug ist, eine alte Kamera auf Funktionalität zu prüfen.

Das Entwickeln von Farbfilmen lässt sich vergleichsweise unkompliziert realisieren. Sowohl „Rossmann“, als auch – seit Neuerem – „Kaufland“ und sogar die großen Elektronik-Märkte bieten diesen Service an. Die Preise variieren etwas, aber man wird das Gefühl nicht los, dass dahinter ein und derselbe Großist steht, der das Wenige an Entwicklungsaufträgen bearbeitet, das es durch den Siegeszug der digitalen Knipserei heute noch gibt.
Bei monochromem Filmmaterial gestaltet sich der Prozess nach dem Fotografieren komplizierter.

Durchschnittliches Angebot in einem durchschnittlichen Drugstore
Die archaische Ecke: Fotofilm u. CD-Rohlinge.

Zwar nehmen die genannten Vertreter solche Aufträge an, aber die Preise sind bedeutend höher, gepaart mit einer längeren Bearbeitungszeit. Dabei ist das Entwickeln von Schwarz-Weiß-Filmen denkbar einfach, wie wir später sehen werden. Darüber hinaus gibt es hier nur die Möglichkeit der Entwicklung von Kleinbildfilmen. Mittelformat (6×6 Rollfilm) wird nicht angeboten.
Ich entdeckte das Fotolabor „Viertel vor 8“ in der Pappelallee. Auf den Abnahmezwang von manchmal lästigen Papierbildern wird verzichtet. Hier werden die Filme zum nächsten Tag 17.00Uhr fertig gestellt, sauber verpackt in Pergamin-Negativhüllen. Zum Vergleich – bei den oben genannten Anbietern der Farbentwicklung werden die Negative in ein vorderes Fach der Papiertasche der Bilder gesteckt mit dem Effekt: Staub und Kratzer beim ersten Scan-Versuch. Einzige bittere Pille bei „Viertel vor 8“, die Entwicklung eines S/W-Filmes kostet 6,-€, was bei 6×6 auf 12 Bilder umgerechnet bei einem durchschnittlichen Preis pro Film von nochmals ca. 5-6,-€ einen Preis pro Bild generiert, der sich um 1,-€ bewegt. Versemmelte Negative verändern diesen Wert ungünstig nach oben. In der Pappelallee durfte ich erfreut feststellen, dass es ein ausgereiftes Sortiment von fotografischen Filmen gibt. Die bereits im Netz kennengelernten Marken liegen hier wohlfeil im Regal hinter der Theke, daneben Produkte von AGFA, Kodak, Fuji – Kleinbild und Mittelformat, was das Herz begehrt.
Vor 30 Jahren hatte ich meine Filme im Keller selbst entwickelt. Leider waren die Utensilien hierfür längst verschwunden. Ein paar Entwicklerdosen waren dank privater Anbieter in der Bucht schnell ersteigert. Erstaunt war ich, wieviel mancher gewerbliche Auktionshändler für die alten Dinger aus Bakelit aufruft – um die 30,-€ ist normal.
Fehlten noch die Ingredienzien. Sicher hatte sich in den letzten 30 Jahren viel verändert. ORWO gab es nicht mehr. Welche Substanzen heutzutage verwendet würden, musste erst ermittelt werden. Beim Stöbern im Web stieß ich immer wieder auf Beiträge von Enthusiasten, die ihre S/W-Filme mit löslichem Kaffee entwickelten. Beispielbilder waren zu sehen, die qualitativ in nichts „normal“ entwickelten Fotos nachstanden. Das wollte ich versuchen!
Die fehlenden Materialien (Thermometer, Filmklammern etc.) kaufte ich bei „Foto Impex“ in der Alten Schönhauser in Berlin Mitte. Der kleine Laden sei an dieser Stelle lobend erwähnt. Nette, kompetente Leute, dazu ein reichhaltiges Angebot an Film-, Foto- und Labormaterialien.

Mein Caffenol besteht aus folgenden Bestandteilen auf 500ml gerechnet:

27g Waschsoda

20g löslicher Discounter-Kaffee

8g Ascorbinsäure

(Entwicklungsdauer 14 ½min/ 20°C)

Als Entwicklerstop nehme ich Essigwasser, das ich nach Gefühl anrühre. Fixiersalz ist wie eh und je Natriumthiosulfat, 250g/l. 20-30min, Dauer steigend pro Benutzung der Lösung (max. 8x).
Es empfiehlt sich, wie oben gesehen, bei Interesse an traditioneller Fotografie, es besser mit Schwarz-Weiß-Filmen zu versuchen. Farbige Bilder macht heute jedes Smartphone. Auch ist der Markt reich gesät mit digitalen Apparaten. Der monochrome Film ist das Besondere, ein Umstand, der sich anhand etlicher Blogs, Groups und anderer sozialer Plattformen im Netz unschwer nachvollziehen lässt.
Die Industrie hat längst begriffen, dass es hier einen ganz neuen Markt zu beackern gibt, und so findet der Fotofreund im Internet etliche Angebote. In größeren Städten haben sich in den letzten Jahren kleine Läden etablieren können, die sich auf die „analoge“ Fotografie spezialisiert haben. Zum Glück, denn hier findet der Enthusiast Materialien im Überfluss. Freilich heißt es, sich zu informieren. Kaufte man vor 30 Jahren in der DDR einen ORWO-Film mit 15, 20, 22 oder 27 DIN, tummeln sich aktuell etliche Marrken.
Einen der ersten Filme, den ich probierte und der seit dem klar zu meinen Favoriten zählt, ist der tschechische Fomapan 100, der mit unter vier Euro und einem feinen Korn das beste Preisleistungsverhältnis hat. Kodaks T-Max besticht durch feinere Auflösung, hat aber die Angewohnheit, nach dem Entwickeln Staub anzuziehen. Mehrere Tests ergaben eine höhere Anzahl an Artefakten, als beim Tschechen, und das bei Parallelentwicklung und identischen Bedingungen.

Freilich ist Kodak bei 400 ASA klar im Vorteil, insbesondere, wenn man das Mittelformat zum Einsatz bringt. Der Fomapan 200 ist schon arg grobkörnig, was den Zugewinn an Lichtstärke nicht kompensiert, und allenfalls aus gestalterischer Sicht interessant ist. Rolleis Superpan 200 wurde zum Fiasko, da er mit Caffenol nicht funktionierte.
Die Engländer, allen voran Illford, genießen einen guten Ruf. Ein 6×6-Test in den österreichischen Alpen brachte ordentliche Ergebnisse, wenngleich die Kontraste für meinen Geschmack etwas zu hart ausfielen
. Die Fotos wirken kälter, irgendwie „kreidig“.

Vor geraumer Zeit probierte ich aus der Not heraus einen AGFA400, den ich bei Rossman erwarb. Mit fast 6,-€ nicht ganz billig, überraschte der Film mit feiner Körnung und anständiger Auflösung. Allenfalls die Kontraste waren etwas dürftig, was sich in der Nachbearbeitung unschwer beheben ließ. Dafür hält es das Material recht gemütlich mit kritischen Lichtverhältnissen.